"Schüss", meinte Ruben und winkte.
"Aber nochma trinkn machn wir, ja?"
Er wartete bis die beiden aus dem Zimmer verschwunden waren, dann krabbelte er vom Bett und stellte sich selbst erstmal wieder aufrecht hin.
Hu, jetzt konnte er ein bisschen verstehen, wieso das bei Nick und Jeff so umständlich ausgesehen hatte.
Das war nämlich wirklich gar nicht so einfach.
Er sah sich suchend im Zimmer um, bis er Sebastian entdeckt hatte.
Etwas unbeholfen wankte er zu ihm hinüber.
"Heeey Loverboy", grinste er und schlang die Hände von hinten um seinen Freund. "Ich hab aufgeräumt... Nick un Jeff habich wech geräumt, obwohls gar nich listich war"
Okay, da war was schief gelaufen.
Irgendwie war der Zusammenhang vorhin anders gewesen, aber er war schon stolz auf sich, dass er die Worte noch gewusst hatte, das musste genügen.
"Und was machstu die ganze Zeit?"

"Auf auf und davon", lachte Nick und lächelte Ruben noch einmal zu.
Winken ging leider nicht, da wäre Jeff ihm runtergefallen.
"Aber das Rainquila-Mobil muss stehn bleibn, oder kannst du etwa noch farhn? Wenn wir erwischt werdn, könn wir die Welt ja nur noch ssu Fuß retten"
Er schob Jeff aus dem Zimmer und versuchte die Tür hinter sich zuzuziehen, was sich als schwierigste Aufgabe des Tages erwies.
Aber schließlich war er ein Superheld, er würde sich nicht von einer bösewichtigen Tür aufhalten lassen.
Eine bösewichtige Tür?
Nein, das hier war eine Verschwörung, das musste er feststellen, als sich ihre eigene Zimmertür nicht öffnen lassen wollte.
"Das is schwierich", murrte er, aber schließlich gab die Tür sich geschlagen.
Sie nun wieder zu schließen war bedeutend einfacher, da reichte ein beherzter Fußtritt.
Anscheinend hatte sie eingesehen, wer hier der Boss war.
"Gschafft", freute er sich, während er sich auf das erstbeste Bett fallen ließ, ohne Jeff dabei loszulassen.
"Wir warn als erste wech, ich glaub das war ne Premiere, oder was meinstu?", fragte er und strich über die gerötete Wange seines Freundes.

--> Superheldenhauptquartier //

"Das glaub ich nicht", sagte Sebastian zu Mike. "Seit wir Tyler in unserem Team haben, sind die von der St. Judes doch keine ernstzunehmenden Gegner mehr."
"Weißt du es?", fragte Mike. "Ich würde mich darauf nicht verlassen. Ich hab gehört, die haben einen neuen Trainer."
"Ich verlasse mich auch nicht drauf. Das mit dem Trainer wusste ich allerdings noch~ huch?"
Sebastian drehte überrascht den Kopf, als er von hinten umarmt wurde.
An Ruby hatte er gar nicht mehr gedacht, aber offensichtlich hatte der auch ganz alleine gewusst, sich zu beschäftigen.
Sebastian lachte und stützte ihn etwas.
"Na, offenbar haben dich Nick und Jeff auch ordentlich weg geräumt, was?", meinte er und richtete Rubys hoffnungslosen Pony, was er mehr aus Gewohnheit tat als dass es ihn stören würde. "Ich hab mich mit Mike über Lacrosse und Tylers altes Team aus New York unterhalten. Und du? Hast du Spaß? Warum frag ich das überhaupt?"
Das Loverboy überhörte er einfach mal großzügig.
Was war das denn für ein Unwort aus Rubys Mund?
Wenn Sebastian das gesagt hätte, wäre der Jüngere vor ein paar Monaten bestimmt noch ziemlich verletzt gewesen.
Höchstwahrscheinlich hatten Nick und Jeff ihm das eingetrichtert.

Schade, das mit der listigen Liste hatte Sebastian ja völlig ignoriert... ach, das Wort Liste hatte er gar nicht dabei gehabt.
Daran musste es liegen.
Naja, die Karre hatte er wohl vor die Wand gefahren.
"Mehr als alle andren bestimmt", meinte Ruben überzeugt, als Sebastian fragte ob er denn Spaß haben würde.
"Jeff und Nick und Gin und die Füße, wir ham uns sssuper unterhaltn."
Worüber doch gleich?
Ruben rieb sich verwirrt über die Nase.
So ganz viel war von dem Gespräch nicht hängen geblieben, er erinnerte sich nur noch ein Glas nach dem Anderen in sich hineingekippt zu haben.
Aber egal, sie hatten sich bestimmt gut unterhalten. Immerhin wollten die beiden ja nochmal mit ihm trinken.
"Will Tylers Team ihn wieder ham?", fragte er etwas hoffnungsvoll. "Dann isser bald wech, und dann gibs weniger Stress hier. Wär doch toll."
Er zog etwas den Kopf ein, als er merkte dass Mike nicht gerade wirkte, als wäre er da seiner Meinung.
"Oder... nich?", fragte er etwas ratlos.

"Ach ja, der Gin", gluckste Sebastian und rieb seinem offensichtlich mehr als nur angeheiterten Freund über den Rücken. "Mit dem hab ich mich auch hin und wieder richtig gut unterhalten, da ging's mir danach genau wie dir."
Er sah Mike an, der nicht besonders begeistert schien, dass ihr Gespräch unterbrochen worden war.
Wenn es überhaupt jemanden gab, dem Sport noch wichtiger war als ihm, dann war es Mike.
"Als Lacrosse-Kapitän sage ich natürlich, dass das alles andere als toll wäre, wenn die Tyler zurück nehmen", meinte Sebastian schmunzelnd. "Alles andere in mir würde ihn allerdings nicht vermissen."
"Er ist einer deiner besten Spieler", gab Mike halblaut zu bedenken.
Sebastian zuckte mit den Schultern.
"Ja, das stimmt. Und er hat mir auch schon zwei Mal eine gelangt, seinem Kapitän. Und lässt neuerdings gerne den Badboy heraus hängen, hat zwei Mal das Training geschwänzt..."
"Solange er noch gut ist? Ich verstehe sowieso nicht, warum du ihn einfach so aus dem Team geworfen hast. Und aus den Warblern."
"Einfach so?", lachte Sebastian. "Er hätte mich fast ko geschlagen, wegen eines Missverständnisses. Warte mal, bis du ihm auf den Schwanz trittst, dann merkst, du, was dein toller Tyler für ein Typ ist. Oder geh einfach mal in sein Zimmer, da schlägt dir der Zigarettenqualm schon entgegen. So jemanden brauche ich nicht in meinem Team. Und auch nicht in meinem Chor."

Ruben sah verdattert auf als auf einmal Tyler im Zimmer stand.
Was sollte das denn?
Hatte Sebastian ihn etwa eingeladen?
Sie hatten zwar ihre Scherze darüber gemacht ihn einzuladen, aber er dachte schon dass sein Freund verstanden hatte, dass es nur Spaß gewesen war.
"Was willsn du hier?", fragte er.
Immerhin war er doch extra von ihm weg gezogen, er wollte Tyler nicht hier haben.
Böse sah er Sebastian an.
Der wollte ihn doch ärgern, oder?
Das war bestimmt die Rache fürs fast-Schwanz-abbeißen.
Wie fies... dabei hatte er gerade so einen Spaß gehabt.
Und wenn Sebastian ihm schon Bescheid gesagt hatte, hätte er ihn doch wenigstens vorwarnen können, oder?
Ruben ging ein Stück auf Tyler zu - okay, torkeln traf es vielleicht eher - und stemmte die Hände in die Hüften.
"Du... bissnich mehr mein Mitbwohner!", erklärte er. "Das heissst, du darfss nich einfach in mein Ssimmer, weil es is nich deinss."
Wenn Sebastian ihn unbedingt da behalten wollte könnte er sich ja melden.
Dann wäre er aber verschwunden.

Sebastian bekam erst einmal den Mund nicht zu, als Tyler im Zimmer stand und anfing, Sprüche zu klopfen.
Ach was, von wegen Sprüche, inzwischen traute Sebastian es ihm verdammt noch mal zu, dass er es durchzog und ihn wirklich verpfiff.
Verdammte Scheiße, woher wusste der überhaupt, dass sie hier feierten?
Und offenbar hatte er doch ein Date dabei, hatte er echt geglaubt, er könne einfach auf die Einweihungsparty der beiden Menschen kommen, die ihn von allen Dalton-Schülern am wenigsten leiden konnten?
Aber Tyler machte auch kein Geheimnis daraus, dass er nicht hier war, um nett zu feiern, ein Bierchen zu zischen und dann wieder den Abflug zu machen.
Er wollte die Party sprengen.
Und er wollte Sebastian ins Messer laufen lassen.
"Was zum Teufel machst du hier?", zischte Sebastian und zog seinen vollgekanteten Freund zurück, damit der aufhörte, Blödsinn zu reden.
Das war jetzt kein Spaß mehr hier.
"Du bist nicht eingeladen, also verzieh dich! Und nimm deine Schnalle mit!"
Zumindest konnte Tyler nicht wieder zuschlagen.
Da waren fünf Seniors aus dem Lacrosse-Team, die schon in Hab Acht Stellung waren und die Situation verfolgten.
Obwohl, wenn er es tat, konnten sie vielleicht einen Deal eingehen, dass Tyler nichts von der Party erzählte, wenn Sebastian die Backpfeifen für sich behielt.
"Verschwinde, aber sofort!", sagte er energisch und packte Tylers Arm, um ihn in Richtung Tür zu schieben.

Ruben sah Sebastian irritiert und etwas beleidigt an, als der ihn einfach weg schob.
Da wollte er doch gerade Tyler herausschmeißen, und sein eigener Freund fiel ihm in den Rücken.
Und Ty nannte ihn schon wieder Ruby... er hatte doch gesagt, dass der das nicht durfte.
Wieso hörte eigentlich niemand auf ihn?
Grummelnd machte er sich auf die Suche nach etwas Alkohol und fand schließlich ein Bier, dass er öffnete und auch direkt ansetzte.
Irgendwie war die Party ziemlich zum Stillstand gekommen, das verstand er gar nicht.
Sooo interessant war Tyler nun auch wieder nicht.
Als er einen langen Schluck genommen hatte drehte er sich wieder zur Tür und verfolgte skeptisch das Geschehen.
Wieso war Ty denn auf einmal so nett zu Sebastian?
Er nannte ihn einen vorbildlichen Kapitän, das hatte er noch nie gemacht.
Sonst hatte er doch immer Gift und Galle gespritzt sobald die beiden sich nur in zehn Meter Entfernung gesehen hatten.
Rubens Augen wurden groß und kugelrund, als Tyler Sebastian auch noch einen Kuss auf die Stirn gab, bevor er ging.
Okay, er hatte etwas verpasst.
Er hatte definitiv etwas verpasst.
Unsicher sah er sich im Raum um. Bekam das denn kein anderer mit?
Hatten die beiden jetzt doch heimlich etwas am Laufen? Am Ende noch einen Dreier mit der Nicht-Schnalle?
Beleidigt wankte er zum Bett und ließ sich wieder darauf sinken.
Da verbrachte er seine Zeit lieber mit der Bierflasche, als mit seinem verräterischen Freund.

"Blöder Wichser", knurrte Sebastian und stieß Tyler weg, als der ihn tatsächlich auch noch küsste. "Mach bloß, dass du hier verschwindest, bevor ich mich vergesse!"
Er schlug die Tür hinter ihm zu und drehte sich um.
Die gesamte Partygesellschafft starrte ihn an, mal abgesehen von Ruby, der schon wieder am Saufen war, anstatt sich irgendwie nützlich zu machen.
"Die Party ist vorbei!", bellte der Kapitän. "Ich traue es dem Arschloch zu, dass er direkt zum Direx läuft und Meldung macht. Dann kommt hier in der nächsten Viertelstunde schon jemand vorbei. Wer nicht erwischt werden will, verschwindet jetzt am Besten."
Die Seniors waren auch klug genug, gleich die Flucht zu ergreifen, kurz vor seinem Abschluss wollte keiner bei einer Alkohol-Aktion erwischt werden.
Zwar waren Kurt und Blaine noch im Zimmer, doch das interessierte Sebastian jetzt nicht mehr.
"Kannst du mir mal verraten, was das soll?", wandte er sich lautstark an seinen Freund. "Hast du ihm von der Party erzählt oder was? Hast du mitgekriegt, was hier gerade passiert ist? Der verpfeift uns! Der läuft jetzt direkt zum Direktor und dann kann ich mir meine Posten ins Haar schmieren!"

"Hab ich nich", widersprach Ruben empört und stieg nun doch wieder vom Bett herunter, damit Sebastian nicht so von oben herab auf ihn runterreden konnte.
Okay, das konnte er immer noch, aber nur weil er größer war.
Unfair, dabei war er doch derjenige der einen Grund hatte sauer zu werden.
"Wenn einer ihn eingeladn hat, dann doch du, oder nich? Wenn er dich schon knutscht... einfach sso..."
Böse funkelte er seinen Freund an.
Wie gemein war es denn jetzt, dass er ihm die Schuld gab?
Scheiße, dass er gerade so betrunken war.
Irgendwie konnte er sich noch nicht einmal richtig verteidigen, und Sebastian sah so verdammt wütend aus.
"Schrei mich nich an!", forderte er und bemühte sich, nicht zu lallen, doch der Erfolg war nur mäßig.
"Ich hab nichs gmacht, und duuu" - Er piekste Sebastian kurz mit dem Finger in die Brust bevor er eilig wieder zwei schwankende Schritte rückwärts machte, denn verdammt sah der böse aus! - "bisss verdammt unfair."

(Sebastian-Blaine-Kurt-Ruben)

"Wieso um alles in der Welt sollte ich ihn einladen? Wenn du nicht so voll wärst, wär dir aufgefallen, dass er mich verspottet hat und provoziert mit diesem Kuss! Und ich schreie herum, so viel ich will, also hör gefälligst auf, mich hier anzupieksen! Warum glauben eigentlich alle, mich hier anfassen zu können, wie sie wollen??"
An irgendeinem Punkt seines Geschreis klinkte Sebastian aus und schob Ruby zum Bett, wo er ihn herunter drückte, damit er nicht mehr durch die Gegend wankte.
"Wenn du nicht mehr stehen kannst, dann SETZ DICH VERDAMMT NOCHMAL HIN!!"
Dann rauschte er zu seinem Schreibtisch und nahm die Ginflasche, die er mit einem wütenden Schrei auf den Boden schmiss, dass sie in tausende Scherben zersprang.
Das war's dann wohl.
Tyler hatte es tatsächlich geschafft, er hatte ihn bei den Eiern.
Und Sebastian wusste genau, dass er nicht kneifen würde.
Hanson würde ihm seine Posten wegnehmen, wegen einer Party.
Wegen einer dummen Einweihungsparty für das Zimmer, in das Sebastian für Ruby gezogen war, damit er von Tyler weg kam.

(Sebastian-Blaine-Kurt-Ruben)

Erschrocken verfolgte Blaine das Geschehen.
Er hatte Sebastian ja schon bei den Proben in voller Fahrt erlebt, glaubte er zumindest, aber so hatte er ihn noch nie erlebt.
Vielleicht war das der Alkohol, vielleicht die Angst davor, dass Tyler seine Drohung wahr machen würde...
Als die Ginflasche klirrend zerbrach fuhr er auf.
"Wir müssen was machen", sagte er leise zu Kurt. "Geh du zu Ruben, ich übernehm Sebastian."
So aufgebracht wie der war, würde er Kurt nicht in seine Nähe lassen.
Wenn Sebastian schon seinen Ruby so anbrüllte, wollte er sich gar nicht erst vorstellen wie er auf Kurt reagieren würde, die beiden konnten sich ja sowieso nicht ab.
Vorsichtig näherte er sich dem wütenden Jungen.
"Sebastian", sagte er bemüht ruhig, versuchte aber gar nicht erst ihm die Hand auf die Schulter zu legen oder etwas in der Art.
Schließlich hatte er sich gerade lautstark beschwert, dass alle ihn anfassen würden.
"Ausrasten bringt uns nichts. Lass uns lieber schnell etwas aufräumen, denn wenn jemand kommt und hier keine Beweise findet, kann Tyler erzählen was er will. Kurt und ich könnten doch bestätigen, dass wir hier einfach nur so zusammen gesessen haben."
Okay, eine sichere Nummer war das auch nicht, immerhin roch die Luft hier ziemlich nach Alkohol, gerade seit die Schnapsflasche zerbrochen war, aber sie konnten es wenigstens versuchen.
Eine andere Möglichkeit hatten sie sowieso nicht.

(Sebastian-Blaine-Kurt-Ruben)

Normalerweise war Kurt schon darauf bedacht, Sebastian Paroli zu geben, wenn der seiner Meinung nach wieder eigensinnig und gemein wurde.
Doch jetzt hatte er Angst, richtig Angst.
Am liebsten wäre er weg gelaufen, hätte Sebastian einfach alleine in seinem Zimmer wüten lassen, vor allem, da er nicht wusste, wie viel genau der Kapitän getrunken hatte und zu was er fähig war, wenn er zu viel hatte.
Aber Ruben konnte nicht einfach wegrennen und Blaine hatte Recht, jemand musste sich um den Jungen kümmern, der ja sturzbetrunken und völlig wehrlos war.
Kurt stand auf und drückte sich an der Wand entlang, darauf bedacht, gleichzeitig nicht auf zu viele Scherben zu treten und so viel Platz wie nur möglich zwischen sich und den tobenden Sebastian zu haben.
"Hey", sagte er leise und setzte sich neben Ruben, während er einen Arm um ihn legte.
Das war auch schon alles, was er sagen konnte.
Was sollte er denn sagen?
Alles okay?
Er tut dir nichts?
Sebastian war Rubens Freund, er sollte sich verdammt nochmal zusammen reißen.
Aber Kurt hatte das ungute Gefühl, dass sich Sebastians Kopf gerade auf Standby geschaltet hatte.