"Da würde ich lieber das Flughafenklo mit meiner Zahnbürste putzen", fauchte Ruben und verschränkte seine Arme.
"Du konntest dir doch aussuchen, mit wem du lieber was machen willst, und deine Entscheidung ist da ziemlich eindeutig ausgefallen."
Beleidigt funkelte er Sebastian an, doch der wirkte auch nicht gerade als ob er wirklich Spaß an der Situation hätte.
Und er hatte ja auch gesagt, dass er Anthony eine Ansage gemacht hatte.
Leider bezweifelte Ruben, dass die Worte bei dem Jungen auf fruchtbaren Boden fallen würden.
Der Kerl schien sein Gehirn vakuumversiegelt zu haben.
"Warum tust du dir das eigentlich an?", fragte er etwas ruhiger.
Jetzt war Anthony ja nicht da, da konnte er die Frage einigermaßen gefahrlos stellen.
"Der behandelt doch jeden wie den letzten Dreck. Ist doch scheißegal, dass er versucht dir ein schlechtes Gewissen zu machen. Er weiß es vielleicht nicht besser, aber dir muss doch klar sein, dass es dafür keinen Grund gibt."
Okay, vielleicht war das leichter gesagt als getan, aber es machte ihn verrückt sich mit ansehen zu müssen wie Sebastian sich von seinem Cousin auf der Nase herumtanzen ließ.
Das durfte doch sonst auch niemand, nicht mal er selber.

Sebastian legte den Kopf in den Nacken und seufzte leise.
"Das ist nicht so einfach", meinte er dann. "Er hat... mann, er hat seinen Vater verloren und zwar meinetwegen. Ich kann denken, was ich will, aber ich bin der Grund, dass seine Familie kaputt gegangen ist. Klar ist er ein Arsch und... er nutzt es auch schamlos aus, dass ich ihm alles durchgehen lasse, aber... wenn ich nichts mit ihm unternehme, macht es keiner aus unserer Familie mehr. Er und seine Mutter sind hierher abgeschoben worden, dafür haben mein Vater und unser Großvater gesorgt. Es besteht quasi kein Kontakt und... dafür kann er doch nichts."
Er betrachtete Rubys Gesicht und ließ seine Hände an dessen Armen herunter gleiten, bis er seine Hände nehmen konnte.
"Du brauchst wirklich nicht zu glauben, dass ich gerne Zeit mit ihm verbringe und schon gar nicht, wenn er dich beleidigt und anfässt. Nur... nur heute, okay? Du musst nicht mit runter kommen, ich verbring einfach ein, zwei Stunden mit ihm am Pool, dann bin ich wieder da und... entschuldige mich noch mal richtig bei dir. Und morgen machen wir dann den Pickf... das Picknick."
Auf das Gesicht des Älteren trat ein kleines, schelmisches Grinsen und er hob eine von Rubys Händen zu seinen Lippen, um einen kleinen Kuss darauf zu drücken.
"Du kannst dir hier einen Dicken machen, du kannst dir bestellen, was du willst und ich kann unten ein Bisschen mein Gewissen beruhigen. Bitte, Ruby."

"Dafür kann er nichts, von mir aus. Aber er kann etwas dafür wie er sich benimmt, das kannst du mir jetzt nicht erzählen."
Verständnislos schüttelte er den Kopf.
Dafür dass Sebastian ihm jetzt schon so oft gesagt hatte, dass er nicht verstehen konnte, dass Ruben nach wie vor den Kontakt zu seiner Familie halten wollte, hatte er sich da aber selbst ziemlich in etwas verrannt.
Doch es war Sebastian offensichtlich klar, dass er sich ausnutzen ließ.
Und es würde wohl auch nichts bringen, wenn Ruben ihm immer wieder versicherte, dass er kein schlechtes Gewissen zu haben brauchte.
"Na gut", seufzte er und versuchte sich zu überwinden, die Worte 'Dann komm ich halt mit' auszusprechen, doch das schaffte er einfach nicht.
Wahrscheinlich würde er Anthony nach wenigen Minuten ins Gesicht springen und die Situation für Sebastian nur noch unangenehmer machen, und das wollte er ja wirklich auch nicht.
"Dann mach ichs mir hier gemütlich", beschloss er.
"Lass dich nicht ärgern. Und wenn er zu unausstehlich wird, tritt ihm kräftig in den Hintern. Zweimal, einmal für dich und einmal in Vertretung für mich."
Er zog seine Hände aus denen von Sebastian und legte sie stattdessen um seinen Freund, um ihn näher zu ziehen und ihn zu küssen.
"Versuch ihn schnell zu vertreiben, okay?", fragte er grinsend.

Sebastian lächelte erleichtert, als Ruby ihm einen Kuss gab und danach schon um einiges weniger verärgert aussah.
"Ich versuche einfach, auch so ein Arsch zu sein wie er, vielleicht rafft er es ja und ergreift die Flucht."
Ein Bisschen enttäuscht war er schon, dass Ruby nicht eingelenkt hatte und doch mit kam.
Scheinbar war er schon etwas abgestumpft Anthony gegenüber, dass er es gar nicht mehr so extrem fand, wie sein Cousin sich benahm.
"Noch einen", sagte Sebastian. "Das muss schließlich für eine Weile halten."
Er umfasste Rubys Gesicht und klaute sich noch einen langen Kuss, bevor er von ihm abließ.
Dann holte er die beiden Badehosen aus dem Schrank und verließ wieder das Zimmer.
"Spar es dir", sagte er sofort, als Anthony den Mund auf machte. "War doch klar, dass er keine Lust auf dich hat."
"Wenn er gleich so beleidigt ist, wenn er mal nicht mit Samthandschuhen angefasst wird~"
"Das hat den einfachen Grund, dass ich es normalerweise nicht zulasse, dass ihm jemand auch nur zu nahe kommt oder einen dummen Kommentar macht", meinte Sebastian und warf ihm die neue Badehose zu, an der wie zum Beweis sogar noch das Preisschild hing.
Hoffentlich sah Anthony drauf und registrierte, wie viel das Stück Stoff gekostet hatte, sodass er nicht rein pinkelte oder so.
Auch wenn Sebastian sowieso nicht davon ausging, dass er diese Badehose noch einmal anziehen konnte, wenn ein anderer schon drin gewesen war.
"Ich habe mir nur gedacht, du bist mein Cousin, also muss genug von meinem Erbgut in dir drin sein, dass du irgendwann checkst, dass du besser deine Klappe hältst."
"Ich find's scheiße, dass du ihn mitgebracht hast", meckerte Anthony, während sie mit dem Fahrstuhl zum Dachpool hinauf fuhren. "Mann, das ist doch ätzend, wenn wir nicht mehr zusammen kleine Jungs aufreißen können."
"Tut mir Leid, dich enttäuschen zu müssen, aber ich hab dir jetzt schon ein paar Mal gesagt, dass ich ds hinter mir habe."
"Er müsste es doch nicht mitkriegen. Du provozierst einen Zoff, dann bleibst du die Nacht weg und wir gehen feiern."
"Hallo!", sagte Sebastian laut. "Hast du nicht verstanden? Ich habe keine Lust darauf! Ich liebe Ruben und ich werde ihn für eine bedeutungslose kleine Nummer nicht betrügen. Also kapier das endlich und halt jetzt deine Klappe."
"Ist ja gut", stöhnte Anthony genervt. "Langweiler..."

Als Sebastian gegangen war, ließ sich Ruben aufs Bett fallen und schaltete den Fernseher ein.
Gelangweilt zappte er durch die Programme, aber irgendwie lief nichts, was ihn wirklich fesselte.
Überhaupt, wieso saß er hier im Zimmer und guckte Fernsehen?
Er war im Urlaub, das hier war San Francisco.
Da vergammelte er doch nicht hier drinnen, egal was für ein Idiot Anthony war.
Vielleicht konnten sie den ja einfach ins Wasser schubsen und sich selbst in der Sonne grillen lassen.
Oder sie suchten einen jungen, möglichst schwulen Babysitter für ihn.
Da hätten sie dann alle was von.
Entschlossen schaltete er den Fernseher wieder aus und zog sich seine Badehose an, bevor er wieder in die Klamotten schlüpfte die er vorher getragen hatte und seine Sachen zusammensammelte.
Der Pool war in diesem Luxusschuppen auf dem Dach, auch wenn er das noch nie vorher gesehen hatte.
Allein deswegen sollte er schnell hinterher flitzen.
Er fuhr mit dem Fahrstuhl hinauf und sah sich suchend um, bis er Sebastian samt Anthony vorfand.
"Hey", rief er und schlenderte zu ihnen hinüber.
Die beiden sahen ja aus, als würden sie richtig viel Spaß haben... ungefähr so viel wie beim Zahnarzt.
"Es ist zu schön um drinnen zu hocken", grinste er und setzte sich zu den beiden, bevor er sein Shirt über den Kopf zog und die Sonnencreme auspackte.
"Den Rücken musst du gleich übernehmen, Baby", informierte er seinen Freund.

Sie waren erst knappe fünf Minuten am Pool und Sebastian war schon wieder völlig genervt.
War doch klar, dass Anthony wieder weiter sticheln musste.
"Mhm", machte er und spielte mit der Kamera herum, während Anthony ihm mit seiner Eroberung des gestrigen Abends die Ohren voll quatschte. "Ups."



"Was ist?"
"Hab aus Versehen ein Foto von mir gemacht."
"Zeig mal."
Sebastian sah auf und lächelte überrascht, als er seinen Freund auf sie zukommen sah.
"SAG bloß nichts!", zischte er seinem Cousin zu, der schon den Mund geöffnet hatte, dann stand er auf.
"Das mach ich sofort", sagte Sebastian und holte die Sonnencreme heraus, bevor er sich neben Ruby auf die Sonnenliege setzte.
"Was ist, ziehen wir morgen wieder los?", fragte Anthony, der sich gerade anschickte, in den Pool zu hüpfen.
Sebastian drehte seinen Kopf und sah ihn ungläubig an.
"Das kannst du aber ganz fix wieder vergessen. Morgen verbringen Ruby und ich den Tag alleine."
"Dann komm jetzt wenigstens mit ins Wasser, Langweiler."
"Ich bin gerade beschäftigt."
"Gott, du solltest dir mal zuhören", murmelte Anthony und machte einen Kopfsprung in den Pool.
Beim darüber nachdenken musste Sebastian ihm fast Recht geben.
Wenn er darüber nachdachte, wie viel Fun sie sonst immer zusammen gehabt hatten, wenn sie abends um die Häuser gezogen waren und die Jungs und Mädchen wie Fliegen um sie herum geschwirrt waren.
Jetzt bemühte er sich, seinen Freund zu besänftigen, indem er ihm den Rücken eincremte.
Aber es war Ruby, der war viel zu wertvoll, um ihn für den Spaß in die Wüste zu schicken.
Sebastian wäre ja schön blöd, wenn er diesen Jungen aufgeben würde.
Und eins konnte man ihm wirklich nicht nachsagen, nämlich, dass er blöd war.

Ruben drehte sich auf den Bauch und schloss genüsslich die Augen, als Sebastian begann ihm den Rücken einzucremen.
Das fühlte sich herrlich an, die Creme war schön kühl auf seiner Haut, die bereits nach der kurzen Zeit hier oben schon ziemlich aufgeheizt war.
Und seine Hände, die mit leichtem Druck über seinen Rücken glitten...
Es hätte nicht viel gefehlt und Ruben hätte geschnurrt wie eine kleine Katze.
Doch so ganz konnte er die Unterhaltung von Sebastian und Anthony leider nicht ausblenden.
"Danke", murmelte er als Sebastian schließlich seine Hände zurückzog und drehte sich um, um ihm die Creme abzunehmen und sich selbst um den Rest zu kümmern.
Eigentlich rechnete er schon halb damit, dass Sebastian direkt die Chance nutzen würde, dem Genörgel seines Cousins zu folgen und in den Pool zu hüpfen, aber zumindest fürs Erste schien er das nicht vor zu haben.
"Ich stör jetzt aber nicht, oder?", erkundigte er sich vorsichtshalber, während er leicht hektisch nach seinem Handy suchte.
Das hatte er doch gerade noch gehabt... Wo war das Biest denn schon wieder?
Wirklich, er könnte schwören, dass dem Ding Beine wuchsen wenn er mal nicht hinsah.
Das war eben ein extrasmartes Phone, das konnte sogar alleine laufen.
"Ah, hab ich dich", grummelte er, als er sein Handy unter der Liege entdeckte.
Er machte es sich wieder gemütlich und öffnete den Browser.
"Ich schau mal nach, ob man hier irgendwo in der Nähe Autos mieten kann", informierte er Sebastian.
"Also, wenn das okay ist. Pickfick und so... ach Mist, ich wollte das eigentlich nie ganz aussprechen, sondern nur dezent andeuten. Tja, zu spät. Jetzt kennst du meine geheimen Pläne."

"Blödsinn, du störst doch nicht", sagte Sebastian leise, sodass Anthony ihn nicht hören und noch einen Kommentar ablassen konnte. "Du bist nicht der, der hier stört."
Er zwinkerte seinem Freund zu, was der gar nicht sehen konnte, immerhin hatte er eine Sonnenbrille auf, aber egal, dann stand Sebastian auf und riskierte einen Blick vom Dach.
Wenn sie aus ihrem Panorama-Fenster in ihrem Zimmer nicht denselben tollen Ausblick hätten, hätte es ihm wohl noch mehr den Atem geraubt.
Keine Ahnung, ob er unter Größenwahn leidete, aber er liebte es, von so weit oben auf die Stadt hinunter zu sehen.
Da fühlte er sich wie ein König, so kindisch das auch klang.
Er drehte sich um und sah seinen Freund mit seinem Handy in der Hand auf der Liege.
Fix holte er die Kamera heraus und machte ein Bild.



Dann drehte sich Sebastian wieder um, um noch ein Bisschen die Aussicht zu genießen. Gerade näherte sich die Sonne dem Horizont und das Pooldach wurde mit goldenem Licht beschienen.
Wenn Anthony mal die Klappe hielt, so wie gerade, konnte man es wirklich richtig genießen hier.

Zu seiner Freude stellte Ruben fest, dass es tatsächlich ganz in der Nähe des Hotels einen Autoverleih gab.
Das traf sich doch bestens.
Er ließ sein Handy sinken um Sebastian darüber zu informieren, doch sein Freund hatte während er gelesen hatte schon das Weite gesucht.
Er stand am Rand des Dachs und sah auf die Stadt hinunter.
Ruben konnte nicht umhin, den Mut seines Freundes zu bewundern.
Den Ausblick aus dem Fenster in ihrem Zimmer konnte er ja auch genießen, da war immerhin eine hoffentlich stabile Glasscheibe, die sie von der Außenwelt trennte.
Hier oben allerdings war zwar ein Geländer, dass bestimmt verhinderte dass man aus Versehen hinunterfiel, aber da hätte er trotzdem weiche Knie bekommen.
Also blieb er besser hier liegen und beobachtete seinen Freund, der in dem Gegenlicht wirklich auch einen spektakulären Anblick bot.
Allerdings hieß das schöne Licht, dass die Sonne bald untergehen würde, und dann wäre es mit dem Poolausflug vorbei.
Dabei war er noch nicht einmal im Wasser gewesen.
Er steckte sein Handy wieder in die Tasche zurück, in der Hoffnung dass es nicht auch darauf hüpfen und wieder davonkriechen würde, dann setzte er sich etwas auf.
"Hey, wie ist das Wasser so?", rief er Anthony zu.
Der Junge war ja so oder so da, also konnte er auch nochmal versuchen ihm eine Chance zu geben.
"Nass", kam die einigermaßen ernüchternde Antwort.
Anscheinend legte Anthony ebensoviel Wert auf Rubens Anwesenheit, wie Ruben auf die seine.
"Was du nicht sagst."
Der Brünette verdrehte die Augen und ließ sich wieder auf die Liege zurücksinken.
Dann eben nicht.
Wenn Anthony jetzt einen Krampf bekommen und untergehen würde, würde er sich Popcorn holen und zugucken, anstatt hinterherzuspringen und ihn aus dem Pool zu ziehen.

Als die tiefstehende Sonne ihn zu sehr blendete, drehte sich Sebastian wieder um und bekam die tolle Szene mit, wie Ruby großherzig versuchte, ein Gespräch mit Anthony anzufangen.
Das musste er doch glatt für die Nachwelt fest halten, vielleicht war das ja der Beginn einer wundervollen Freundschaft...



Der Tagtraum währte nicht lange.
Schon verdrehten sich Rubys Augen und Sebastian konnte es ihm alles andere als verdenken.
"Komm mit ins Wasser, Baby", sagte Sebastian unternehmungslustig. "Solange es noch warm genug ist."
Der Pool war doch groß, sie würden einfach immer in genau die entgegengesetzte Ecke flüchten zu der, in der Anthony planschte.
Sebastian machte Anthony den Kopfsprung nach und schwamm ein paar Züge, bis Ruby auch im Wasser war.
Sie waren nicht die Einzigen hier.
Eine Familie war auf der anderen Seite des Pools und ein paar einzelne Personen auf den Liegen.
Sebastian schwamm zu Ruby, der noch am Rand war, und drückte ihn sachte dagegen, während er ihm einen langen Kuss gab.
"Ob man hier auch Nackt~ ääh, Nachtschwimmen machen kann?", murmelte er grinsend gegen die Lippen seines Freundes. "Ich hätte nicht übel Lust, dich mal hier zu vernaschen. Wenn Monsieur mal nicht da ist und auch sonst keiner. Aber erst mal der Pickfick morgen."

Da Ruben jegliche Information fehlte, ob das Wasser nun warm oder kalt war, entschied er sich dagegen einfach so hineinzuspringen.
Aber dank Anthony wusste er jetzt immerhin, dass es nass war, deshalb traf ihn wenigstens diese Tatsache nicht völlig unvorbereitet.
Er ließ sich ins Wasser gleiten, dass wirklich absolut herrlich war, und tauchte einmal komplett unter.
Als er wieder auftauchte und die Augen öffnete, war Sebastian plötzlich genau vor ihm.
Wie von selbst schlangen sich seine Arme um den Nacken des Älteren, als der ihn gegen die Wand des Pools drückte und ihn in einen Kuss zog.
"Mh, das sollten wir unbedingt nochmal herausfinden. Vorher steig ich nicht in ein Flugzeug", grinste er und drängte sich seinem Freund einladend entgegen, allerdings nur kurz.
Er wollte nicht nacher mit einem unübersehbaren Zelt in der Badehose aus dem Wasser klettern müssen, und genausowenig wollte er hier herumplantschen bis er Schwimmhäute zwischen den Zehen und Fingern bekam, nur damit sich dieses Problem von selbst erledigen konnte.
Ein bisschen Geknutsche war allerdings auf jeden Fall noch drin, zumindest solange keiner der anderen Leute hier einen Aufstand schob.
Die homophoben Kerle von gestern Abend hatten ihm gereicht, noch einen Zusammenstoß dieser Art wollte er in diesem Urlaub nicht riskieren.
Allerdings hatte er wohl nicht bedacht, dass es gerade die Küsse von Sebastian waren, die ihn mit schöner Regelmäßigkeit in ein erregtes Nervenbündel verwandelten, deshalb schob er seinen Freund nun doch mit sanfter Gewalt von sich.
"Lust auf ein Wettschwimmen? Der Gewinner darf den Ort für den Pickfick bestimmen", grinste er und nutzte den Vorteil, den er dadurch hatte dass er immer noch gegen die Fliesen lehnte, indem er sich mit den Beinen von der Wand abstieß und drauflosschwamm, ohne sich darum zu kümmern ob Sebastian auch hinterher kam.

Sebastian schob gespielt beleidigt die Unterlippe vor, als Ruby ihn nach dem kleinen etwas südlicher gelegenen Knutscher von sich weg schob.
Aber er konnte es natürlich verstehen, immerhin kannte er seinen Freund inzwischen in- und auswendig.
Er hätte ihm ja nur zu gerne selbst Abhilfe verschafft, aber da waren Kinder am Pool und er wollte nicht riskieren, am Ende noch aus ihrem Traumhotel raus geschmissen zu werden.
"Hey!", sagte Sebastian erschrocken, als Ruby gleich los schwamm, und beeilte sich, hinterher zu kommen.
Er war ein guter Schwimmer, keine Frage.
Und besser trainiert als Ruby war er allemal, doch das Schreckmoment und Rubys Raketenstart machten es ihm unmöglich, ihn auf der kurzen Strecke noch einzuholen.
"Den Sieg", keuchte Sebastian, als er zwei Sekunden hinter Ruby am gegenüberliegenden Rand ankam. "gönn ich dir. Immerhin kennst du dich hier in der Gegend sowieso nicht aus. Und von guten Pickfick-Orten hab ich hier auch noch keine gefunden."
Er sah sich kurz nach Anthony um, doch der hatte den Pool schon verlassen und lag auf der Erde, wo er auf seinem Handy herum tippte.
Offenbar hatte er es inzwischen wirklich kapiert, dass er gegen die Beziehung seines Cousins nichts ausrichten konnte.
Oder er hatte einfach das Interesse verloren.
"Aber ich muss doch hoffentlich nicht bis morgen warten, um dich wieder zu verführen, oder?", raunte Sebastian und kniff seinem Freund unter Wasser in die Hüfte.

"Es bleibt dir auch nicht viel anderes übrig", lachte Ruben.
"Immerhin habe ich gewonnen. Und den Trick mit den unfairen Starts habe ich von dir, also kannst du dich nichtmal darüber beschweren."
Sehr zufrieden mit sich selbst strich er Sebastian durch die Haare, die vom Wasser platt an seine Stirn geklebt waren.
Die Rache des Älteren folgte aber direkt, indem er seine Stimme zu einem verführerischen Raunen senkte und ihm in die Hüfte kniff.
Na wunderbar, da hätte er auch stehen bleiben und weiterknutschen können.
"Wenn du so weiter machst, musst du nur warten, bis die Leute von hier verschwunden sind", stellte Ruben ergeben fest. "Jetzt hör auf herumzukeuchen, sonst komm ich hier wirklich nicht mehr raus bevor ich mich auflöse."
Er schwamm rückwärts von seinem Freund weg und strahlte ihn verspielt an.
"Allerdings..."", grinste er und spritzte etwas Wasser in Sebastians Richtung.
"Selbst wenn die Leute weg sind, müsstest du mich erstmal kriegen."
Er holte tief Luft bevor er untertauchte und ein Stück zur Seite schwamm.
Vielleicht hatte Anthony gar nicht so unrecht gehabt, als er sich vorhin ständig über ihn lustig gemacht hatte.
Teilweise war er vielleicht wirklich ein bisschen kindisch, aber ernst sein mussten sie doch oft genug, da konnten sie sich hier doch ordentlich austoben.
Erst als seine Lungen zu brennen begannen tauchte Ruben wieder auf, wischte sich das Wasser aus den Augen und sah sich nach Sebastian um.

"Heute legst du es aber auch drauf an, was?", lachte Sebastian und schwamm seinem Freund hinterher, der einen Moment später untergetaucht war.
Über Wasser verfolgte Sebastian Ruby mit den Augen und tauchte ihm dann hinterher.
Er schwamm so weit hinunter, dass er den Beckenboden an seinen Füßen spürte, dann griff er nach dem Knöchel seines Freundes, der gerade zum Luft holen aufgetaucht war.
Mit einem Ruck zog er ihn zu sich herunter und legte seine Hand in den Nacken des Jüngeren, um ihn in einen Kuss zu ziehen.
Warum sie da nicht eher drauf gekommen waren, echt.
Hier unten konnte sie weder Anthony voll quatschen noch konnte irgendjemand sie sehen und gegebenenfalls dumm anmachen.
Sebastian schlang ein Bein um Rubys Hüfte, um ihn gegen den Auftrieb bei sich unten zu halten, während er mit dem freien Arm ebenfalls nach unten ruderte.
Ob Ruby oben noch genug Luft bekommen hatte?
Sebastian verwickelte den Jüngeren in einen sanften Zungenkuss und kraulte ihm dabei mit den Fingerspitzen über den Nacken.
Unter Wasser konnte man sein eventuelles Problem doch eh nicht sehen, oder?
Doch als Sebastian die Augen öffnete, bemerkte er ein kleines Mädchen in knallpinkem Badeanzug und großer Taucherbrille, das nur ein paar Meter entfernt tauchte und sie anstarrte.
Sebastian grinste sie an und hob beide Daumen, bevor er sich vom Boden abstieß und wieder an die Oberfläche kam.

Fast hätte Ruben überrascht aufgeschrien, als er auf einmal unter Wasser gezogen wurde, doch dafür ging alles zu schnell.
Wahrscheinlich war das auch gut so, denn hätte er den Mund offen gehabt, hätte er bestimmt einen kräftigen Schluck Poolwasser getrunken.
Außerdem konnte es bei genauerer Überlegung ja nur Sebastian sein, ein Verdacht der sich ziemlich schnell bestätigte, als sich eine Hand in seinen Nacken legte und ihn heranzog.
Ruben öffnete seine Augen, die er vor Schreck zusammengekniffen hatte, und grinste seinen Freund für den Bruchteil einer Sekunde an.
Kurz darauf waren ihre Körper ineinander verwickelt und ihre Münder klebten aneinander.
Die Tatsache, dass sie nun wirklich keine Chance hatten Luft zu holen, machte es irgendwie sogar noch aufregender.
Sie waren quasi mitten unter Menschen und trotzdem allein.
Ruben keuchte auf, was sich allerdings nur durch ein paar Luftblasen bemerkbar machte, die seinem Mund entwichen und sich ihren Weg an die Oberfläche suchten.
Lange konnte er hier nicht mehr bleiben, das war klar.
Dafür hatte er bei weitem nicht genug Luft holen können, aber ein bisschen hielt er es noch aus... noch ein bisschen...
Er war regelrecht enttäuscht als Sebastian auf die Oberfläche zuschwamm.
Sein Herz klopfte bis zum zerspringen als er seine Lungen endlich wieder mit Sauerstoff füllen konnte.
"Wow", japste er und schwamm vorsichtshalber zum Rand des Pools, bevor er Sebastian schwer atmend anlachte.
"Die Runde geht eindeutig an dich."