"Naja, es ist Wochenende. Habt ihr etwa mit der alten Tradition gebrochen, am Wochenende etwas zu Trinken ins Internat zu schmuggeln?"
Er warf seinem Freund einen gespielt enttäuschten Blick zu, obwohl er wettete, dass die Jungs einen geheimen Vorrat hatten.
Und er selbst war auch nicht völlig mittellos aufgetaucht. Für einen Plan wie den Ihren konnte es vielleicht nicht schaden, die Grundstimmung etwas aufzulockern.
Er verputzte sein Essen, was umso besser schmeckte weil er dabei an Jeff gekuschelt sitzen konnte, dann lehnte er sich zufrieden zurück.
"Also, egal was wir machen, wir gehen erstmal auf unser Zimmer zurück, oder? - Euer Zimmer", verbesserte er sich. "Sorry, Ruben. Alte Gewohnheiten."

"Vielleicht schauen wir einen Film", schlug Jeff vor. "Wir kuscheln uns auf mein Bett und schauen irgend einen schlechten Horrorfilm oder so was in der Art. Und dabei trinken wir Milch. Die gute mit der Schaumkrone."
Er verschlang sein Essen und rutschte etwas herum. Sein Po tat weh. Verdammt, er war gar nichts mehr gewohnt, einmal Reinstecken und es zog schon wieder. Ob Ruben auch mal wollte? Jeff verschluckte sich, als ihm auf einmal der Gedanke kam, dass Ruben ihn vielleicht penetrieren würde. Hustend schlug er sich mit der Faust auf die Brust und bekam einen knallroten Kopf.
Keine Ahnung, wie sie es anstellen würden. Wenn es soweit war, würde Jeff sich vor lauter Verlegenheit vermutlich gar nicht rühren können. Aber dafür war ja Nick da. Der freute sich doch schon wie ein Kind vor der Weihnachtsstube.

"Von wie schlecht reden wir, auf einer Skala von Eins bis Lesbian Vampire Killers?", hakte Ruben belustigt nach.
Erstaunt sah er auf, als Jeff auf einmal halb zu ersticken schien.
"Wenn du jetzt stirbst, wird aber nichts aus dem gemütlichen Abend", stellte er fest. "Das solltest du lieber lassen."
Er räumte ihre Tabletts zusammen und brachte das Geschirr weg, denn Jeff sah immer noch aus, als ob er jeden Moment blau anlaufen und umfallen würde. Als er zurück kam, hatten Jeff und Nick sich auch erhoben.
"Geht's wieder, Jeff?", erkundigte er sich mitfühlend. Nick sah nicht wirklich mitleidig aus, eher belustigt.

Als Ruben in Richtung Geschirrrückgabe abzog, schlang Nick seine Arme um Jeff und lachte leise.
"Baby, wenn man weiß, was in deinem Kopf vorgeht, bist du echt lustig. Auf eine unglaublich niedliche Art. Ich könnte dich auffressen."
Liebevoll biss er in Jeffs Schulter, dann schob er ihn ein Stückchen von sich.
"Du weißt, dass wir das nicht machen müssen, oder?", erinnerte er ihn ernst. "Also, falls du kalte Füße kriegst oder dir das unangenehm wird. Dann sagst du Bescheid, ja?"
Er gab ihm einen Kuss auf die Wange und zog ihn dann mit sich hoch. "Allerdings hast du ihm gerade auf den Hintern gestarrt, das kannst du nicht bestreiten." Er grinste wieder und hakte sich bei seinem Freund ein.

"Das Problem ist nicht, dass ich es nicht wollen würde", sagte Jeff leise und sah sich etwas paranoid um. "Das Problem ist, dass ich alleine bei dem Gedanken schon kaum noch weiß, wo vorne und wo hinten ist. Aber eins sag ich gleich, du musst die Initiative ergreifen und mir sagen, was ich machen soll. Ich weiß nicht, wie man das macht. Und ich werd... viel zu überfordert sein. Ich bin immer überfordert, wenn du dich nackig machst und mich anfasst. Wie wird das erst, wenn Ruben auch noch mitmacht?"
Er folgte zusammen mit Nick seinem Mitbewohner und räusperte sich noch einmal, um seinen gereizten Hals frei zu räumen.
"Weißt du was?", sagte er dann betont munter. "Warum suchst du nicht den Film aus und Nick und ich kümmern uns unterdessen um die flüssige Untermalung. Ich bin mit jedem Film einverstanden und Nick auch."
Das konnte er jetzt einfach mal so sagen. Schließlich würden sie den Film eh nicht zu Ende gucken, wenn alles lief wie geplant.

"Aye aye, Sir!" Ruben salutierte und schnappte sich seinen Laptop, um nach einem Film zu suchen.
Auswahl hatte er genug, und es dürfte auch genug schlechtes Zeug dabei sein, immerhin hatte er Rays Festplatte oft genug angezapft, und der war ja eben nicht unbedingt für seinen exquisiten Geschmack bekannt.
Er könnte das jetzt als Gelegenheit nehmen Jeff zu beweisen, dass er ganz bestimmt nicht mit jedem Film einverstanden war, denn es waren auch richtig fiese Streifen dabei. Aber das war gemein, und ihm selbst stand auch nicht gerade der Sinn nach Nahaufnahmen von zerstückelten Organen... Uah.
Er schüttelte sich und scrollte die Liste weiter, bis er sich letztendlich für Armee der Finsternis entschied. Den kannte er selbst noch nicht, und der war ziemlich alt und noch dazu als Horror Comedy angegeben - damit sollten doch wohl alle Voraussetzungen erfüllt sein.

Nick half Jeff dabei, Gläser aus der Gemeinschaftsküche ins Zimmer zu schmuggeln.
Nicht so sehr, weil Jeff das nicht alleine gekonnt hätte, sondern weil er an diesem Wochenende nicht eine Minute weniger mit seinem Freund verbringen wollte, als er unbedingt musste.
Hier an der Dalton war es so leicht daran zu denken, dass sie sich jeden Tag gesehen hatten. So ein Luxus, das hatte er damals gar nicht richtig zu schätzen gewusst.
Aber der Zustand jetzt war ja auch nicht für ewig.
Ruben hatte seinen Laptop an eine Steckdose geschlossen als sie wieder zu ihm stießen - Nick grinste in sich hinein. Sogar das hörte sich in seinen Gedanken irgendwie versaut an.
Er hatte eine Flasche mit irgendeinem roten Schnaps hervorgezaubert und schwenkte sie unternehmungslustig.
Nick hielt als Antwort seinen Whiskey hoch. Auf dem Trockenen würden sie nicht sitzen müssen.

"Na dann kann es ja losgehen", lächelte Jeff und hoffte, dass sein Lächeln nicht zu verräterisch war.
Nick freute sich drauf, war ganz hibbelig. Jeff war nervös. Und, ja, er gab es ja zu, er war schon ziemlich erregt. Seine Hose war irgendwie eng und Ruben sah heute bemerkenswert sexy aus, wie er da mit der Flasche wedelte. War das falsch? Ihn heiß zu finden, obwohl er doch mit Nick zusammen war?
Aber Nick hatte kein Problem damit. Und es war klar, dass Jeff und Nick lange genug zusammen waren, dass ihre Beziehung daran eigentlich keinen Schaden nehmen konnte. Sie waren schon so lange befreundet und so lange zusammen. Sie kannten sich in- und auswendig, auch wenn Jeff einen gewissen Teil von Nick einfach als den 'verrückten' Teil bezeichnete, den niemand so wirklich verstand. Aber Jeff gehörte nicht zu diesem verrückten Teil. Jeff vertraute Nick und der vertraute ihm und dieser Dreier wäre nichts weiter als ein abgefahrenes Abenteuer. Eins, das sie zusammen als Paar erleben würden.
Jeff fühlte sich besser, als er das durchdacht hatte. Er füllte die Gläser und zauberte noch eine Flasche Cola hervor, um wenigstens seinen Drink etwas zu verdünnen. Er war nicht so trinkfest wie sein schottischer Freund. Als Ruben dann den Film startete, saßen sie zu dritt auf dem Bett, jeder mit seinem Glas. Nick ganz links, Jeff in der Mitte und Ruben rechts.
Verdammt, dachte Jeff. Wie war das denn passiert? Er hatte doch Nick die Aufgabe zugedacht, den Anfang zu machen. Wie sollte das gehen, wenn er derjenige war, der neben Ruben saß?

Der Film war wirklich kein Meisterwerk, aber das war Ruben ziemlich egal.
So konnte man wenigstens blöde Kommentare abgeben und sich über die Schauspieler - und die Effekte, Herrgott, diese Effekte! - lustig machen.
Vielleicht plapperte er sogar mehr als das sonst seine Art war, denn irgendwie war er gerade etwas nervös.
Die ganze Situation kam ihm nun doch wieder etwas angespannt vor, und er wusste nicht ob er sich überflüssig fühlen sollte oder nicht. Jeff warf ihm immer wieder kurze Blicke zu, dass merkte er. Aber der Blonde hatte doch selbst beschlossen, dass sie den Abend zu dritt verbringen würden.
Ruben trank einen Schluck und sah nun seinerseits kurz zu seinem Mitbewohner hinüber - nur um seinem Blick zu begegnen und - hey, wurde Jeff rot? Fummelte Nick etwa unter der Decke an ihm rum? Rubens Wangen wurden ganz warm bei dem Gedanken - okay. Das war krank.
Er kippte sich den kompletten Inhalt von seinem Glas hinunter, worauf er prompt husten musste und nun die Aufmerksamkeit der beiden sicher hatte. Na, ganz toll.

Bei Rubens Hustenanfall riss Nick seine Aufmerksamkeit vom Bildschirm los.
"Könntest du bitte leiser sterben? Ich kann mich kaum auf die tiefsinnige Handlung konzentrieren", flachste er und rollte sich zur Seite, um nach den Alkoholflaschen zu angeln, die auf dem Boden standen. Da schien ja immerhin jemand Durst zu haben.
Niemand machte sich die Mühe, den Film zu pausieren - aber man verpasste auch wirklich nichts.
"Schenkst du Ruben was nach, Süßer?", bat er seinen Freund und schon ihn möglichst unaufällig näher an ihr Ahnungsloses Opfer.
Die beiden schienen so schüchtern, da musste er sie erstmal indirekt auf Tuchfühlung bringen.
Und wenn Rubens Hände, die etwas zitterten während er sein leeres Glas festhielt, da ein Zeichen waren, schien es ihn schonmal nicht ganz kalt zu lassen.

"Äh...", machte Jeff und räusperte sich. "Ja... ja, na klar."
Er setzte sich etwas auf und nahm die Flasche entgegen. Da kam ihm eine Idee. Ob das zu viel des Guten war? Oh mann, das würde peinlich werden. Aber Jeff wollte auch unbedingt, dass es jetzt endlich bald mal los ging. Er konnte es kaum noch erwarten.
Er nahm Rubens Hand, die das Glas hielt.
"Wackel nicht so rum, sonst verschütt ich noch alles", meinte er und lächelte Ruben an, dann goss er extra unvorsichtig los.
Prompt schwappte der Alkohol über und landete auf Rubens Shirt.
"Oh Gott, tut mir Leid", lachte Jeff und hoffte, dass Ruben nicht sah, wie feuerrot er inzwischen sein musste. "Warte, ich..."
Er stellte die Flasche beiseite und beugte sich über Ruben, um an die Taschentuchbox zu kommen, die Nick auf seinem Nachttisch stehen lassen hatte. Während er ein Tuch heraus zu pflücken versuchte, drehte er den Kopf und sah Rubens Gesicht genau vor seinem.
"Hab's gleich", flüsterte er ihm zu und grinste.
Das machte jetzt doch ein Bisschen Spaß.
Er lehnte sich wieder zurück und begann, Rubens Shirt etwas abzuputzen.
"Das ist Alkohol, der verdampft eh", scherzte er.

"Ähm..."
Leider wollte ihm gerade überhaupt keine schlagfertige Antwort einfallen, mit der er die Lacher wieder auf seine Seite bringen konnte.
Stattdessen saß er da wie paralysiert und beobachtete, wie Jeff sich an seinem Shirt zu schaffen machte.
Der Mistkerl grinste - er wusste doch ganz genau, wie untervögelt Ruben war. Da sollte er sich doch wohl denken können, was auch solche scheinbar unschuldigen Berührungen anrichten konnten. Man könnte fast meinen, dass es Absicht war.
Und Nick? Konnte der nicht zur Abwechslung mal etwas eifersüchtig werden und dazwischen gehen?
Hilfe! Ruben rutschte unruhig herum und hielt Jeffs Hand fest. "Schon gut, das trocknet wieder", erklärte er rau, auch wenn es etwas flehend klang.

Nick war beeindruckt von Jeffs Initiative.
'Ups, ich hab meinen Drink verschüttet' war zwar nicht der neuste Trick, aber ein ziemlich effektiver.
Sollte es ihn so scharf machen zu beobachten, wie sein Freund einen Anderen berührte? Er selbst war ja gerade noch gar nicht wirklich, aber alleine das Bild von Jeff und Ruben ließ es in seiner Lendengegend ziehen.
Er bemerkte, dass Ruben Jeffs Hand zwar festhielt, sie aber nicht wegschob, was schonmal ein gutes Zeichen war. So bedröppelt er geradeauch noch aus der Wäsche guckte, er schien nicht wirklich etwas dagegen zu haben.
"Jetzt tropf uns aber nicht das ganze Bett voll", warnte er und sah scheinbar unbeteiligt wieder zum Laptop, wobei er die beiden in Wahrheit aber keine Sekunde aus den Augen ließ. Wieso auch, viel zu spannend. "Dann zieh's lieber aus. Ist doch eh warm wie in einer Sauna hier drin."

"Stimmt, ich hab keine Wechsel-Bettwäsche mehr", sagte Jeff und hätte am liebsten mit Nick eingeschlagen, dass sie tatsächlich den ersten Anfang geschafft hatten, auch wenn Ruben noch sehr ahnungslos war.
Aber dass er zumindest schon sehr nervös war, das war nicht zu übersehen. Ständig beschwerte Ruben sich, wie sehr er Sebastian vermisste und wie sehr ihn der Handbetrieb nervte und dass das nicht wirklich Erleichterung schuf.
Dass Nicks Aussage, es wäre heiß wie in der Saune, irgendwie im Gegensatz stand zu der Decke, unter der sie alle steckten, dazu sagte Jeff wohlweißlich nichts, immerhin war die Decke gut. Die Decke war sehr gut! Die würden sie bestimmt noch brauchen.

Er war nicht verklemmt. Er war wirklich nicht verklemmt.
Seine ganze Beziehung zu Sebastian sollte ein Beweis für diese Tatsache sein, und trotzdem.
Ruben fühlte sich mehr als seltsam, als er Jeff sein Glas, das immerhin auch etwas Alkohol abbekommen hatte, in die Hand drückte und sich das Shirt über den Kopf zog.
Zielsicher beförderte er es in Richtung seines eigenen Betts.
Es war ja nicht so, als hätten sie sich noch nie oben ohne gesehen - oder ganz ohne, wenn er zum Beispiel an die Warblerfahrt und die nächtliche Badeaktion zurückdachte.
Aber jetzt saßen Jeff und Nick so nah bei ihm, und Sebastian war so weit weg...
Ruben zog die Decke ein kleines Stück höher, auch wenn das nicht wirklich viel brachte. Aber jetzt aufzustehen und sich ein frisches T-Shirt zu holen, kam ihm auch mehr als sinnlos vor. Er musste nur seine Gedanken etwas im Zaum halten, das konnte ja wohl nicht so schwer sein.