#1

Apocalypse

in Laufende Plays 31.07.2016 00:53
von Sebastian Smythe • 466 Beiträge

„Mr. Smythe?“
„Was?“, fragte Sebastian und drehte sich zur Bürotür, während er seine Hände mit einem Deinfektionstuch säuberte.
Es war eine seiner Mitarbeiterinnen, Lori.
Ihr war ihre Nervosität anzusehen, nach dem Gruppenanschiss, den Sebastian gestern Abend zu Dienstschluss dem ganzen Büro erteilt hatte, traute sich wohl kaum noch jemand in sein Büro.
Daran sollten sich seine Mitarbeiter aber ruhig gewöhnen.
Das Mediengeschäft war hart, das hatte Sebastian in seinem Praktikum hier schon gelernt, als er noch nicht als CEO eingesetzt worden war.
Einige seiner Mitarbeiter hatten wohl geglaubt, er sei nur ein kleines reiches Söhnchen, das von seinem Daddy nur auf den Chefsessel gesetzt worden war, weil es eben das Söhnchen war.
Dass sein Vater ihn überhaupt nicht in seiner Firma hatte haben wollen und Sebastian ihn mit seiner Leistung überzeugt hatte, glaubte ihm sowieso niemand.
Und dass diese Firma doppelt so viele Aufträge bekam und seinen Umsatz um zwanzig Prozent erhöht hatte, lag selbstverständlich auch nicht an ihm.
Doch langsam schienen die Mitarbeiter zu merken, was sie an ihm hatten, und vor allem, dass sie ihn nicht verarschen konnten.
„Ihr Assistent, also… der Praktikant“, korrigierte sich Lori eilig. „Der Sommerpraktikant, der für Martha einspringt.“
„Was ist mit ihm?“, fragte Sebastian und warf das Tuch in den Mülleimer.
„Er ist da.“
„Schicken Sie ihn rein.“
Lori nickte und schloss leise wieder die Tür.
Sebastian setzte sich wieder an seinen Schreibtisch und weckte seinen Computer, um sich wieder an die Planung des Shootings zu machen.
Das war eigentlich die Aufgabe eines Teams, das es aber so in den Sand gesetzt hatte, dass Sebastian es jetzt noch mal machen musste.
Sie hatten weder die Location für den richtigen Termin gebucht noch die Modelagentur kontaktiert, die er gewollt hatte.
Daher der Anschiss gestern Abend und die Totenstille, als er heute Morgen das Büro betreten hatte.

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#2

RE: Apocalypse

in Laufende Plays 31.07.2016 01:49
von Ruben Young • 508 Beiträge

Nervös strich Ruben sich die Haare zurück, zum ungefähr zehnten Mal, seit die Frau, bei der er sich eben vorgestellt hatte den Raum verlassen hatte, um seinen neuen Chef über seine Anwesenheit zu informieren.
Bis er eben durch den Flur gelaufen war hatte sich seine Aufregung eigentlich noch in Grenzen gehalten. Er war immerhin nur hier um ein Praktikum zu absolvieren und den Sommer zu überbrücken und nicht um zu heiraten. Aber in der ganzen Abteilung hier herrschte eine furchtbar drückende Stimmung.
Er hatte das Getuschel mitbekommen, dass irgendjemand eine 'Saulaune' hatte - und er hätte schwören können dass dabei der Name Smythe gefallen war.
Leider war Smythe der Name seines neuen Vorgesetzten. Niemand wollte einen Vorgesetzten mit Saulaune kennenlernen, oder?
Deswegen hatte er nun also doch ziemlich Magenkneifen, als die Tür sich öffnete und die Frau - Lori, er musste sich hier unbedingt die Namen merken! - ihn hereinbat.
Ruben atmete tief durch, straffte die Schultern und trat durch die Tür, welche sich wie von Zauberhand hinter ihm schloss.
Seine Augen weiteten sich ungläubig, als sein Blick auf den Mann fiel, der vor ihm stand. Er hatte einen alten Griesgram erwartet, aber vor ihm befand sich...
Naja, der Typ wirkte nicht unbedingt wie ein Sonnenschein, er sah ziemlich streng drein - aber er sah aus wie ein junger Gott.
Das konnte doch nicht ernsthaft der CEO der Firma sein, oder?
"Mr Smythe? Ich... Entschuldigung, mein Name ist Ruben Young", brachte er hervor und hoffte, dass er selbstbewusst klang. "Ich bin ihr Sommerpraktikant, ich..."
Nein. Er begann zu plappern. Das passierte ihm oft, wenn er aufgeregt war - und seit er festgestellt hatte, dass er wohl für Adonis arbeiten würde, saß sein Herz ungefähr in seiner Magengegend.
Aber Mr Smythe wusste schließlich selbst, dass er der neue Praktikant war. Das musste er nicht extra erwähnen.
"Ich freue mich sie kennenzulernen", schloss er und streckte dem Älteren seine Hand entgegen.

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#3

RE: Apocalypse

in Laufende Plays 31.07.2016 02:06
von Sebastian Smythe • 466 Beiträge

Sebastian hob den Blick, als er angesprochen wurde, und erhob sich von seinem Stuhl, während er den oberen Knopf seines Jacketts öffnete.
Vor ihm stand ein junger Mann, vielleicht so 1,75 groß, höchstens, mit jugendlichem Gesicht und schöner, gleichmäßiger Sommerbräune, dabei hatte der Sommer erst angefangen.
Hätte Sebastian es nicht besser gewusst, hätte er gedacht, der Junge wolle sich als Model bewerben und hielt das hier für eine Modelagentur.
Dann wiederum war er kein typisches Model.
Er war schlicht gekleidet, trug ein Hemd über einer dunklen Jeans und schwarze Schuhe.
Offenbar hatte er sich für seine Verhältnisse herausgeputzt.
Sebastian musterte die Erscheinung einen Moment und ließ den Jungen sich vorstellen.
Die angebotene Hand ergriff er, so kurz wie nur möglich, dann wandte er sich um und griff nach dem kleinen Fläschchen Desinfektionsmittel, das auf seinem Tisch stand.
Er tat sich etwas auf die Hand, dann warf er es dem Praktikanten zu.
"Das benutzen Sie ab sofort regelmäßig", sagte er. "Ich lege Wert darauf. Kommen Sie mit."
Sebastian verließ sein Büro und ließ die Tür offen, damit Young ihm folgen konnte.
An dem Schreibtisch, der direkt dahinter stand, blieb er stehen und nahm das schwarze Tablet, das darauf lag.
"Sie ersetzen meine persönliche Assistentin Martha, die in der Babypause ist", sagte er, während er das iPad entsperrte. "Sie koordinieren meine Termine, tätigen Anrufe für mich, leiten Anrufe in mein Büro weiter, wenn sie wichtig genug sind. Hier drauf ist eine Liste der Kontakte, die zu mir weiter geleitet werden, alle anderen wimmeln Sie ab. Hier drin notieren Sie auch alle Termine, das Tablet synchronisiert sich alle zehn Minuten mit meinem Computer und meinem Handy. Sie bekommen auch ein Diensthandy, darum kümmert sich Lori, die haben Sie schon kennen gelernt. Der Code ist 1928", sagte er, während er dem Praktikanten das Tablet reichte. "Ladekabel liegt... irgendwo, fragen Sie Lori. Ihre Bürozeit beginnt um acht, es sei denn, ich brauche sie schon früher, dann geb ich Ihnen Bescheid. Sie begleiten mich auf alle Wege, zu Besprechungen, zu Shootings, zu Galas, auf Geschäftsreisen. Soweit alles klar?"
Er sah den jungen Mann an und runzelte leicht die Stirn.
"Wie alt sind Sie überhaupt?"


zuletzt bearbeitet 31.07.2016 02:07 | nach oben springen

#4

RE: Apocalypse

in Laufende Plays 30.10.2016 20:40
von Ruben Young • 508 Beiträge

"Siebzehn", antwortete Ruben automatisch. Einen Moment später erkannte er seinen Fehler und schüttelte hektisch den Kopf. "Nein, achtzehn. Sorry, erst seit ein paar Tagen." Er lachte verlegen und hoffte dass sein neuer Boss mit einsteigen würde, aber nein. Fehlanzeige.
Anscheinend hatten die Leute auf dem Flur nicht übertrieben, als sie über die Laune des CEO getratscht hatten.
Ruben seufzte lautlos.
Peinlich. Und definitv nicht der beste Weg den Eindruck eines kompetenten Mitarbeiters zu erwecken.
Das war nur passiert weil sein Gehirn damit beschäftigt war, sich die Anordnungen, die Mr Smythe ihm um die Ohren knallte, zu merken.
Arbeitsanweisungen, Zeiten, Codes... und das alles ohne einmal Luft zu holen.
Allerdings - der Teil mit den Galas, Shootings und Reisen klang super. Das Rennen um den spannendsten Ferienjob hatte er damit bereits in der Tasche.
Er stellte das Desinfektionsmittel auf der Schreibtischplatte ab, so wie er es vorher in Mr Smythes Büro gesehen hatte, dann nickte er seinem Vorgesetzten zu.
"Alles klar", bestätigte er.
Seinen Versprecher von gerade konnte er nicht mehr zurücknehmen, der Zug war abgefahren. Wenn Mr Smythe ihn bereits als Trottel abgestempelt hatte, war daran nichts zu ändern.
Aber er war gut darin sich Dinge zu merken, ein Vorteil wenn man in der Schule prinzipiell zu faul war um sich Notizen zu merken. Und wenn eine schwangere Martha mit dieser Arbeit klar gekommen war, sollte er das doch wohl erst Recht schaffen. Es war noch nicht zu spät Pluspunkte zu sammeln.
Er wischte über das Tablet und verschaffte sich einen kurzen Überblick über die Programme. Zum Glück war es ziemlich übersichtlich gestaltet, da konnte man eigentlich nichts durcheinander bringen - ...das hoffte Ruben zumindest.
Als das Telefon klingelte zuckte er überrascht zusammen - verdammt. "Soll ich dann..." Er deutete unsicher auf das klingelnde Gerät.
Zum Glück tauchte Lori wie aus dem Nichts auf und nahm das Gespräch an. Anscheinend wurde ihm am ersten Tag noch Welpenschutz gegönnt. Hoffentlich stand ihm die Erleichterung nicht zu deutlich ins Gesicht geschrieben, aber er hatte so seine Zweifel ob er unter Mr Smythes strengem Blick überhaupt einen vernünftigen Satz hervorgebracht hätte.

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#5

RE: Apocalypse

in Laufende Plays 30.10.2016 21:12
von Sebastian Smythe • 466 Beiträge

"Den nächsten Anruf übernehmen Sie dann", meinte Sebastian und nickte, während er auf seine Armbanduhr schaute. "Mehr fällt mir im Moment nicht ein, ich denke, Sie finden sich zurecht. Wie gesagt, wenn nicht, fragen Sie Lori. Das war's."
Sebastian ging wieder in sein Büro, machte aber in der Tür Kehrt und schaute den Jungen noch einmal an. Hübsch war er... und gar nicht so viel jünger als er selbst.
"Ach, in einer Stunde fahren wir zu einer Besprechung nach Uptown. Kümmern Sie sich darum, dass der Wagen dann unten vor der Tür wartet."
Dann verzog er sich in sein Büro und schloss die Tür. Das würde anstrengend werden. Ruben passte zwar ganz gut in die Firma, zumindest vom Äußeren, aber er hatte ja nicht die geringste Ahnung von dem Job, den er zu machen hatte, und Sebastian hatte weder die Zeit noch die Lust, ihn einzuarbeiten. Doch etwas anderes blieb ihm nicht übrig. Es würde sich schon zeigen, aus welchem Holz er geschnitzt war.
Lori beendete den Anruf und lächelte Ruben an.
"Willkommen in der Firma", meinte sie. "Sie haben Glück, er scheint Sie zu mögen. Das sind gute Voraussetzungen."

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#6

RE: Apocalypse

in Laufende Plays 30.10.2016 21:54
von Ruben Young • 508 Beiträge

'Er scheint Sie zu mögen.'
Diese Aussage von Lori schoss Ruben in den darauf folgenden Tagen noch so manches Mal durch den Kopf.
Wenn das stimmte, dann hatte Mr Smythe eine seltsame Art es zu zeigen.
Am Morgen seines dritten Arbeitstags hatte er sogar mit dem Gedanken gespielt sich die Bettdecke über den Kopf zu ziehen, liegen zu bleiben und das Handtuch zu werfen. Scheiß auf das Praktikum, scheiß auf das Empfehlungsschreiben dass er hoffentlich am Ende des Sommers erhalten würde, scheiß auf Sebastian Smythe.
Im Endeffekt war er doch pünktlich im Büro aufgetaucht, sogar zehn Minuten zu früh - und es war nicht das Empfehlungsschreiben, welches ihn dazu bewegt hatte. Nein, immer wenn er innerlich dabei war, seinen Chef zu verfluchen, konnte er nicht umhin festzustellen, wie sehr ihn der Mann faszinierte.
Er war nur wenige Jahre älter, aber bereits erfolgreicher als Ruben es jemals werden würde. Er sah umwerfend aus, war dabei aber kalt wie eine Hundeschnauze. Dabei konnte er auf Terminen der charmanteste Mann sein, den die Welt je gesehen hatte. Wenn er eine Frau anlächelte, ihre Hand ergriff und ihr Komplimente machte würde niemand vermuten, dass er sich nur Minuten später die Hände desinfizieren würde - mit einem Ausdruck im Gesicht, als ob er ein ekeliges Insekt berührt hätte.
Also ja. Mr Smythe war nicht die einfachste Person, aber definitiv interessant.
Außerdem - auch wenn er es selbst kaum glauben konnte - mochte er seinen Job. Es war spannend, es war abwechslungsreich, es war anders als alles was er bisher erlebt hatte.
Ruben griff nach seinem Tablet und vergewisserte sich noch einmal, ob er wirklich alle Punkte auf seiner To-Do Liste abgehakt hatte. Immerhin stand in wenigen Stunden die erste mehrtägige Geschäftsreise an, auf die er mitkommen durfte, da wollte er wirklich nichts durcheinander bringen. Aber wie es aussah war alles so wie es sein sollte, und er konnte mit ruhigem Gewissen Feierabend machen. Zufrieden goss er Kaffee in eine große Tasse. Kein Zucker, keine Milch.
Mr Smythe schien so etwas wie Feierabend nicht zu kennen. Er war immer vor Ruben in der Firma und ging nach ihm nach Hause. Wenn er nicht jeden Tag wie aus dem Ei gepellt aussehen würde, würde der Praktikant vermuten, dass er einfach im Büro übernachtete.
Er klopfte an die Tür und betrat den großen Büroraum.
"Entschuldigung, Mr Smythe? Ich bin fertig. Der Wagen steht morgen um 5.30 Uhr bereit, ganz wie geplant. Und ich habe von Mr Miyukis Assistenten die Bestätigung erhalten, dass wir am Flughafen in Yokohama in Empfang genommen werden", berichtete er während er die Tasse auf dem Schreibtisch abstellte und hoffte, dass seinem Chef nicht noch etwas einfallen würde, was unbedingt erledigt werden musste. 5.30 Uhr war nämlich für Rubens Geschmack deutlich zu früh... und erschreckend bald.

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#7

RE: Apocalypse

in Laufende Plays 30.10.2016 22:25
von Sebastian Smythe • 466 Beiträge

Sebastian hatte sich nur für einen Moment zurück gelehnt, die Augen geschlossen und sich die Schläfen massiert, richtete sich aber schnell wieder auf, als es an seiner Tür klopfte. Es war schon fast zehn durch, dass Ruben immer noch da war, tat ihm fast etwas Leid. Der Junge sah nicht aus, als würden ihm sechs Stunden Schlaf ausreichen. Aber wem reichte das schon?
"Gut", nickte er auf die Informationen seines Assistenten und griff nach dem Kaffee. "Es ist wichtig, dass Sie pünktlich sind, wir können es uns nicht leisten, den Flug zu verpassen. Und nehmen Sie angemessene Garderobe mit. Wenn wir dort in maßgeschneiderten Anzügen aufschlagen, werden sie uns nicht ernst nehmen. Also modisch-stilsicher, was auch immer Sie darunter verstehen wollen."
Den Fehler hatte er schon des öfteren begangen, sich zu sehr in Schale zu schmeißen. Von der einen Seite wurde er dann belächelt und von der anderen Seite nicht für voll genommen. Wer sich zu viel Mühe gab, herausgeputzt auszusehen, der besaß offenkundig nicht genügend Selbstvertrauen und wurde gespielt wie ein Tennisball.
Sebastian verbrachte noch die halbe Nacht damit, zu überlegen, was er am besten einpackte. Ins Büro ging er immer im Anzug oder wenigstens in Hemd und Krawatte. Für die Japaner musste es modischer sein, vor allem für die Künstler-Sparte.
Als er dann endlich im Bett lag, war es schon halb zwei und nach drei Stunden war er schon wieder auf den Beinen. Müde rieb er sich die Augen, während er vor seiner Wohnung auf den Wagen wartete. Sein Assistent saß schon drin, er sah nicht viel wacher aus. Eigentlich sah er aus, als würde er jeden Moment weg nicken.
"Morgen", murmelte Sebastian, während er sich ein Desinfektionstuch aus seiner Tasche nahm, um seine Hand vom Dreck des Türgriffs zu säubern. "Immerhin acht Stunden Flug, da bleibt hoffentlich noch etwas Zeit zum Schlaf nachholen."

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#8

RE: Apocalypse

in Laufende Plays 30.10.2016 23:10
von Ruben Young • 508 Beiträge

"Morgen, Mr Smythe", antwortete Ruben leise, der kaum zu Kenntnis nahm, dass sich noch jemand außer ihm im Wagen befand.
Es war eine verdammt kurze Nacht gewesen. Dabei war er nach dem Arbeitstag wirklich so fertig gewesen, dass er der Versuchung, sich noch ein oder zwei Folgen irgend einer Serie auf semilegalen Seiten anzusehen, ohne Probleme widerstehen konnte.
Er hatte seine Sachen gepackt, sich ins Bett geschmissen und... ja, da war das Problem. Eben nicht geschlafen.
Auch wenn er es nicht zugeben wollte, er war aufgeregt. Sie waren auf dem Weg nach Japan. Japan, also bitte! Was für ein unglaubliches Glück hatte er denn mit seinem Praktikumsplatz?
Es wäre so verdammt cool... wenn es nicht ein Land mit völlig anderen Sitten wäre, in dem sie einen Haufen wichtiger Leute treffen würden.
Wenn er in irgendwelche Fettnäpfchen treten würde, könnte er Mr Smythe gehörige Probleme bereiten. Und hinter seinem Chef stand ein komplettes Unternehmen. Kein Druck, also.
Sein Praktikumsplatz war die Hölle!
Den Großteil der Nacht hatte er damit verbracht zwischen diesen beiden Ansichten hin und her zu schwanken. Selbst jetzt war er sich noch nicht sicher, welche die Oberhand hatte, aber er hatte nicht die Energie sich noch weiter damit zu befassen.
Als der Wagen schließlich zum Stehen kam, atmete er tief durch und riss sich zusammen. Er konnte ja schlecht wie ein Zombie durch die Gegend schlurfen, auch wenn er sich wie einer fühlte.
In der künstlichen Beleuchtung konnte er erkennen, dass Sebastian auch ziemliche Schatten unter den Augen hatte.
Wer konnte es ihm verübeln, es war eine unmenschliche Zeit.
Er folgte Sebastian zu dem Firmenjet.
Japp, Firmenjet. Mr Smythe hatte ein verdammtes Privatflugzeug.
Das hier war nicht seine Welt - wie hoch standen die Chancen dass er es nicht versaute? Er würde sterben, jawohl.
Er war doch auf dem Weg in die Hölle - aber immerhin würde der Flug dorthin gemütlich sein.

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#9

RE: Apocalypse

in Laufende Plays 30.10.2016 23:27
von Sebastian Smythe • 466 Beiträge

Immerhin kein Linienjet. Das dachte sich Sebastian, als er in dem gemütlichen, breiten Sessel des Jets Platz nahm. Wenn er jetzt noch durchs Boarding hätte schleichen müssen, wo ihn im besten Fall noch jemand anfasste...
"Herzlich Willkommen, Mr. Smythe", lächelte die Stewardess freundlich. "Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?"
"Nein, vielen Dank", lächelte Sebastian zu der jungen Frau hinauf. "Ich muss erst einmal etwas Schlaf nachholen."
"Oh, das würde ich auch gerne", lachte die Flugbegleiterin. "Aber dann bin ich schneller arbeitslos als ein blinder Busfahrer."
Sebastian lachte über den schlechten Witz und sah nach seinem Assistenten, der etwas unsicher in der Gegend herum stand.
"Setz dich schon", meinte er verwundert. "Gibt keine Sitzordnung."
Erst im zweiten Moment fiel ihm auf, dass er seinen Praktikanten aus Versehen geduzt hatte. Aber entschuldigen würde er sich jetzt nicht. Der Boss entschuldigte sich nicht bei seinem Assistenten, das hatte sein Vater ihm schon mehr als einmal eingebläut, als er noch jünger und selbst Praktikant gewesen war. Ruben würde schon keine Beschwerde einreichen.
"Und mit wem habe ich das Vergnügen?", wandte sich die Stewardess an den Assistenten. "Ich bin Peggy. Wenn du was zu Trinken oder eine Knabberei brauchst, lass es mich wissen, Süßer. Oder auch irgendwas anderes."
Sie zwinkerte Ruben zu und stützte eine Hand elegant auf ihre schmale Hüfte. Sebastian beobachtete ihr Balzverhalten mit einer hochgezogenen Augenbraue, dann wanderte sein Blick zu seinem Assistenten, um seine Reaktion abzuwarten. Immerhin war Peggy bestimmt schon achtundzwanzig, also ganz sicher nicht im Beuteschema eines attraktiven, aber noch recht unbedarften Jungen, der gerade kurz vor seinem Schulabschluss stand.

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#10

RE: Apocalypse

in Laufende Plays 31.10.2016 00:14
von Ruben Young • 508 Beiträge

Peggy klang viel zu fröhlich für diese Uhrzeit. Und sie redete mit ihm.
...Und erwartete wahrscheinlich eine Antwort, wie er etwas verspätet feststellte.
"Ruben Young", stellte er sich vor und lächelte entschuldigend. "Und danke, momentan nicht."
Die Sitze waren wirklich ziemlich bequem. So bequem, dass man darin schlafen könnte - und das war ehrlich gesagt alles was er gerade brauchte.
Er musterte Peggy. Hatte sie ihn 'Süßer' genannt oder war er schon im Halbschlaf? Auf jeden Fall sah sie ihn immer noch abwartend an.
Nicht dass sie hässlich war. Oder dass es ihn stören würde, dass sie ein paar Jahre älter war. Das war eigentlich nicht der Fall.Sie war nur zu...
Sie war eine Frau. Was wollte man darum herumreden.
"Nett Sie kennenzulernen, Miss", fügte er schließlich noch hinzu und schaffte es sich nochmal ein Lächeln aufs Gesicht zu legen.
Mehr konnte gerade niemand von ihm erwarten. Das war alles an Höflichkeit, was er um sechs Uhr morgens aufbringen konnte.
Er senkte den Blick und schloss kurz die Augen.
Als er sie wieder öffnete war es hell vor den Festern. Verwundert blinzelte er und sah durch die Scheibe. Sie waren in der Luft, und unter ihm war Wasser.
"Ups", murmelte er, rieb sich über die Augen um die Müdigkeit zu vertreiben und sah sich nach seinem Chef um, der - noch oder schon wieder? - wach war.
Verlegen rieb er sich mit einer Hand den Nacken und grinste verschämt, als er Sebastians Blick traf. "Ich glaub ich bin eingeschlafen. Sorry."

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#11

RE: Apocalypse

in Laufende Plays 31.10.2016 00:37
von Sebastian Smythe • 466 Beiträge

Sebastian wechselte einen Blick mit Peggy und gab sich gar keine Mühe, seine Belustigung zu verbergen.
"Da bin ich ja ordentlich abgeblitzt", raunte sie ihm zu, als sie ihm ein paar Minuten später einen Bourbon hinstellte, den er, als er festgestellt hatte, dass er nicht schlafen konnte, bei ihr bestellt hat.
"An deinem Äußeren liegt es nicht, keine Sorge", meinte Sebastian und warf Ruben noch einen kurzen Blick zu, der schon längst tief und fest schlief und dabei tatsächlich ein Bisschen niedlich aussah, mit leicht geöffnetem Mund, entspanntem Gesicht und schlaff herunter hängenden Armen.
"Aber natürlich liegt es an meinem Äußeren", beschwerte sich Peggy. "Es ist das Outfit. Ich bin Stewardess, damit kann ich bei Geschäftsmännern nicht punkten."
"Vielleicht versuchst du es nächstes Mal mit dem kleinen Schwarzen, und dann etwas später am Morgen, wenn er es registrieren kann."
"Das hat bei Ihnen auch nicht geholfen", zwinkerte die Stewardess ihm zu und ging davon.
Sebastian öffnete seinen Laptop, doch er musste feststellen, dass er gar nicht wirklich viel zu tun hatte. Ruben hatte in seiner kurzen Zeit als Praktikant ziemlich schnell gelernt, zuverlässig und gründlich zu arbeiten. Er arbeitete sogar besser als Martha und war dabei um einiges unkomplizierter und folgsamer. Und besser aus sah er auch.
Als sich der Junge regte, wandte Sebastian seinen Blick ab und nippte an seinem Glas.
"Kann Ihnen niemand verdenken", meinte er. "Wir fliegen erst zwei Stunden."
Das wäre doch jetzt mal eine Gelegenheit, mehr über Ruben zu erfahren. Sebastian musste gestehen, dass er etwas neugierig war. Das war ein schlechtes Zeichen, es bedeutete, dass es ihm Leid tun würde, wenn er den Jungen einmal richtig zusammen falten musste. Und der Tag würde kommen, soviel stand fest. Denn sie machten alle früher oder später Fehler, die Jüngeren eher und öfter als die Älteren.
"Was machen Ihre Eltern beruflich?", fragte er.
Das war unverfänglich genug. Er wollte den Jungen ja auch nicht ausquetschen.

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#12

RE: Apocalypse

in Laufende Plays 31.10.2016 01:12
von Ruben Young • 508 Beiträge

Ruben sah noch einmal fasziniert aus dem Fenster, doch als sein Chef ihn ansprach wandte er den Blick von den fluffigen Wolken ab.
Das war das erste Mal, dass Mr Smythe ihn etwas persönliches fragte. Naja, wenn sie erst seit zwei Stunden flogen gab es schließlich eine Menge Zeit totzuschlagen.
"Mein Vater ist in einer Holzfabrik, und Mom arbeitet halbtags als Kassiererin."
Er warf einen Blick auf seine Uhr. Ihre Schicht müsste ziemlich genau jetzt anfangen - im selben Moment in dem er in einem Privatflieger über dem Meer war. Der einzige aus seiner Familie, der jemals so hoch in den Wolken gewesen war wie er jetzt gerade war sein Bruder - und daran war kein Flugzeug beteiligt gewesen.
Als er das feststellte wünschte er sich mehr als jemals zuvor nicht in einem Vorort zu versauern, so wie seine Eltern es taten. Er hatte nie so richtig darüber nachgedacht, aber es gab offensichtlich auch interessante Jobs, bei denen man etwas erlebte.
Er warf seinem Chef einen Blick zu. Wenn der ihn jetzt mitleidig oder verachtend ansehen würde, würde er sich doch als ätzender, reicher Schnösel herausstellen. Bis jetzt hatte er diesen Eindruck nicht vermittelt. Naja, reich schon, klar. Aber eben nicht ätzend und kein Schnösel.
Sebastians Blick war schwer zu deuten, aber Ruben vermutete, dass es ihm herzlich egal war.
"Wollten Sie Ihren Job schon immer machen?", erkundigte er sich nun seinerseits, um das Gespräch am Laufen zu halten. Einen Mann, der sein eigenes Unternehmen leitete, brauchte er wohl nicht nach seinen Eltern zu fragen.

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#13

RE: Apocalypse

in Laufende Plays 31.10.2016 01:22
von Sebastian Smythe • 466 Beiträge

Fabrikarbeiter und Kassiererin. Sebastian musste gestehen, dass er mit so etwas nicht gerechnet hätte. Dann wiederum hatte er sich auch noch überhaupt keine Gedanken gemacht, was denn die Eltern seines Praktikanten beruflich machen könnten. Dafür hatte er normalerweise keine Zeit.
Auf Rubens Frage lächelte er etwas gequält und nickte.
"Schon", meinte er. "Im Grunde wollte ich immer das machen, was mein Vater macht. Außer in der dritten Klasse, da wollte ich Busfahrer werden."
Er trank noch einen Schluck und drehte dann nachdenklich sein Glas in den Händen.
"Ich denke, ich wollte vor allem anderen immer viel Geld verdienen. Auf der anderen Seite, wer will das nicht? Und ich hatte die Möglichkeit dazu und hab sie genutzt. Mit wieviel Stress und Ärgereien das einher geht, hab ich erst festgestellt, als die Firma mir gehört hat. Und selbst dann gibt man es nicht einfach auf. Geld, Einfluss, Abwechslung und eine Menge Models und Künstler, die um einen herum schwirren, was will man mehr?"
Irgendwie schaffte er es nicht, wirklich überzeugend zu klingen. Das lag vielleicht daran, dass er keine Ahnung hatte, wovon er eigentlich redete. Sicher, er war gut in seinem Job und er hielt die Firma auf Kurs. Aber er hatte auch nie etwas anderes gemacht und hätte er seine tausend Projekte nicht, die unzuverlässigen Mitarbeiter, über die er sich ärgerte und deren Fehler er ausbügelte, dann würde er ziemlich dumm aus der Wäsche blicken. Ein Junge wie Ruben hatte sicher tausend andere Sachen, die er gerne tun würde statt zu arbeiten. Videospiele, Mädchen, Essen, alles Dinge, die Sebastian nicht interessierten.
"Und wenn Sie Ihren Abschluss haben, was haben Sie dann vor?", fragte er weiter.
Immerhin sollte ja so was wie ein Gespräch entstehen und es war Sebastian ganz lieb, wenn es da nicht zu sehr um ihn ging.

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#14

RE: Apocalypse

in Laufende Plays 31.10.2016 01:47
von Ruben Young • 508 Beiträge

"Ich weiß es nicht genau", gab Ruben zu. "Wahrscheinlich studieren, wenn meine Noten dafür reichen. Vorzugsweise irgendwo, wo es warm und sonnig ist."
Welche Richtung genau er einschlagen wollte, konnte er beim besten Willen noch nicht sagen. Nichts langweiliges, auch wenn das naiv klingen mochte.
Er teilte Mr Smythes Meinung, dass viel Geld verdienen das Wichtigste war nicht unbedingt. Klar, Geld war eine tolle Sache wenn man es hatte. Natürlich war es wichtig.
Es gab nur eben andere Sachen, die noch wichtiger waren. Noch Zeit für ein Privatleben zu haben, zum Beispiel. Was brachte einem alles Geld, wenn man keine Zeit mehr hatte etwas davon zu unternehmen?
Rubens Blick wanderte wie von alleine wieder zum Fenster. "Ich will etwas von der Welt sehen, etwas erleben - nicht jeden Tag stumpf das Gleiche machen. Deshalb hab ich mich diesen Sommer auch auf Stellen beworben, bei denen ich dachte, dass ich von Anfang an keine Chance habe - wie diese hier zum Beispiel. Und jetzt sitze ich hier und fliege nach Japan - das hätte ich nie erwartet. Kein schlechter Anfang, würd ich behaupten."
Die Vorstellung in wenigen Wochen wieder in der Schule zu sitzen war gerade meilenweit entfernt.
Er drehte den Kopf und grinste seinen Vorgesetzten an. "Sie könnten mich natürlich auch einfach behalten. Bei mir ist die Gefahr nicht so groß, dass ich in die Babypause muss."

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#15

RE: Apocalypse

in Laufende Plays 31.10.2016 01:59
von Sebastian Smythe • 466 Beiträge

"Muss ich mich jetzt schlecht fühlen?", fragte Sebastian amüsiert. "Dass ich Ihnen Ihren Sommer verdorben habe? Aber nach Japan kommen Sie ganz sicher nicht mehr so preiswert. Auch wenn für Sightseeing und Touri-Programm keine Zeit sein wird."
Irgendwie kam sich Sebastian seltsam vor, wie er sich hier mit dem Jungen unterhielt. Als Schüler und Praktikant stand er so viele Stufen unter ihm und trotzdem begegneten sie sich gerade auf überraschend entspannte Art und Weise. Nicht auf Augenhöhe, das wäre viel zu viel des Guten, aber Sebastian hatte auch nicht das Gefühl, dass Ruben ihm nach dem Mund redete. Dann hätte er sich den Vorschlag mit der Weiterbeschäftigung nämlich nicht getraut, der war nämlich ein Wenig unverschämt. Doch Sebastian glaubte nicht, dass Ruben es auch unverschämt gemeint hatte.
"Sie sollten Ihren Abschluss machen", meinte er und rieb sich mit Daumen und Mittelfinger die Augen. "Da führt kein Weg vorbei, wenn Sie einmal erfolgreich sein wollen. Egal ob mit Studium oder auf andere Art und Weise. Aber ich verstehe, was Sie meinen. Es ist sehr viel befriedigender, tatsächliche Arbeit zu verrichten, die auch bezahlt wird, statt nur stumpf Formeln und historische Daten in sich hinein zu stopfen. Ich glaub, ich muss doch noch eine Runde schlafen", schloss er murmelnd. "Nehmen Sie es mir nicht übel. Fragen Sie Peggy nach dem Frühstück, sie bringt Ihnen alles."
Dann schloss Sebastian die Augen. Sobald sie in Yokohama ankamen, würde die Arbeit wieder losgehen, da musste er ausgeruht sein. Wenn Mr. Miyuki gleich mit ihm über das anstehende Shooting...
Weiter kam er mit seinen Gedanken nicht, denn er war schon eingeschlafen.

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