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"Ich hab doch immer Lust", grinste Sebastian, während Ruby ihn in Richtung Taxi schob. "Aber Zähne putzn muss ich wirklich mal... fühl mich grad nich gansso frisch."
Die lange Taxifahrt nach Westerville nutzte Sebastian, um die Wasserflasche zu leeren, zu schlafen und wieder etwas nüchterner zu werden.
Die Taxirechnung konnte sich ordentlich sehen lassen, aber das war Sebastian ziemlich egal.
Morgen würde er nochmal genau so viel blechen müssen, wenn er wieder mit Ruby nach Lima fuhr, um den Bugatti zu holen.
Gut durchdacht war ihr Plan nicht gewesen, aber was soll's.
Sebastian kramte seine Brieftasche heraus und bezahlte den Fahrer, dann stiegen sie aus.
"Oh, mir fällt was ein", sagte der Kapitän und grinste seinen Freund an. "Das wird ja jetz mega gemütlich in deinem Zimmer, wenn Ty sauer auf dich is. Immerhin hasstu seine Verlobte geküsst."

"Also, eigentlich hat sie ja mich geküsst", grinste Ruben.
"Aber das wird ihn wahrscheinlich nicht weiter interessieren, deshalb schlaf ich heut bei dir. Wer weiß wo Ty abgeblieben ist, nachdem er vor die Tür gesetzt wurde."
Eine Dauerlösung war das nicht, aber vielleicht wäre Tyler ja auch gar nicht sauer auf ihn.
Vielleicht.
Ach, was machte er sich hier vor?
"Das ist bestimmt nichts, was man nicht wegdiskutieren kann", überlegte Ruben, auch wenn er nun doch etwas nervös wurde.
Immerhin hatte Ty Sebastian mittlerweile schon zwei Mal eine getunkt. Wenn er wirklich richtig wütend war, dann... sollte er sich vielleicht vor dem Gespräch schonmal die Laufschuhe umschnallen.
"Komm, wir gehen erstmal rein", schlug er vor.
"Und dan putzt du dir die Zähne, damit ich dich küssen kann. Ich kann doch nicht ins Bett gehen und als letztes ein Mädchen geküsst haben."
Er öffnete die Eingangstür und wartete bis Sebastian hindurchgegangen war, bevor er ihm folgte.

--> Sebastians Zimmer //

"Ich werd dich doch nicht auslachen", wies Nick entrüstet von sich.
Als Jeff allerdings auf den letzten Metern auf einmal begann ohne Punkt und Komma zu quasseln und sich immer mehr um Kopf und Kragen zu reden, fiel es ihm doch ziemlich schwer ernst zu bleiben.
"Wenn ich dir sage, dass du nicht nervös sein musst, dann hilft dir das nicht wirklich weiter, oder?", fragte er und beugte sich zu Jeff, um ihn auf die Wange zu küssen, bevor er aus dem Auto sprang.
Er wartete auf seinen besten Freund, dann legte er einen Arm um ihn und schlenderte gemütlich auf die Internatstür zu.
Er wusste nicht wirklich was er machen sollte, um Jeff die Unsicherheit zu nehmen, aber einfach so weiter zu machen wie bisher, konnte nicht falsch sein.
Oder?
Oder würde Jeff das so interpretieren, dass er keine Veränderung wollte?
Aber die wollte er ja schon... irgendwie.
Verdammt, das war echt total kompliziert.
Nick schloss ihre Zimmertür auf und lächelte Jeff an.
"Weil ich so ein überaus großzügiger Typ bin kannst du zuerst duschen, damit du nicht erfrierst. Und dann geh ich und dann machen wir es uns gemütlich... zusammen."


--> Zimmer von Nick und Jeff //

"Nein, jetzt mag ich nicht mehr fahren", grinste Jeff und zog Nick an seinem Shirt wieder zu sich, um sich noch einen Kuss zu klauen.
Jetzt durften sie ja wieder.
Oh mann, das hatte er so vermisst, diese sanften, liebevollen Lippen, die endlich wieder ihm gehörten.
Zufrieden seufzte er, als sie sich wieder lösten, dann startete er den Motor.
"Du schmeckst nach Schokolade", grinste er, während er ausparkte. "Schokolade und Tequila. Tödliche Mischung."
Während sie zum Internat zurück fuhren, konnte der Blonde nicht widerstehen und griff nach Nicks Hand, einfach, um sie noch mal in seiner zu spüren.
So kompliziert und verfahren, wie es vorher gewesen war, hätte er ja nicht geglaubt, dass es doch noch so schön werden konnte.
Eine Woche hatte er ständig das Gefühl gehabt, in Tränen ausbrechen zu können.
Er hatte Nick nicht mehr richtig angesehen, jedes Lachen war etwas angestrengt gewesen.
Und jetzt?
Jeff stellte seinen Wagen auf dem Dalton-Parkplatz ab und stieg aus.
"Herrlich", seufzte er und hielt sein Gesicht einen Moment in das imaginäre Sonnenlicht, während seine Waden schon vor Kälte etwas zuckten.

Nick nutzte die Fahrt dafür, seine Gedanken etwas zu ordnen.
Immerhin war bei dem kurzen Ausflug ins Eiscafé so viel mehr passiert, als irgendjemand hätte ahnen können.
Sie waren als... oberflächlich beste Freunde hingefahren, und zurück fuhren sie stattdessen wieder als sie selbst.
Und zwar nicht nur die besten Freunde, die sie so viele Jahre lang gewesen waren.
Nick lächelte als Jeffs Hand auf einmal nach seiner griff.
Oh, er fühlte sich wie ein kleiner verliebter Teenager... naja, eigentlich war er ja auch genau das.
Was er von der Gabrielsache halten sollte wusste er trotzdem nicht.
Er konnte das Jeff nicht zum Vorwurf machen, immerhin waren sie nicht zusammen gewesen.
Und wäre das nicht passiert, hätte er die SMS nicht bekommen bekommen, wäre nicht abgehauen...
Kurz gesagt, es wäre rein gar nichts passiert und sie wären wahrscheinlich noch weiterhin umeinander rumgeschlichen wie Katzen um den heißen Brei, bis sie ihre Freundschaft irgendwann entweder völlig vor die Wand gefahren hätten oder sich irgendwie zusammengerissen hätten, aber so glücklich wie jetzt wäre er damit niemals geworden.
Als sie am Internat aus dem Auto stiegen fuhr Nick schaudernd zusammen.
"Lass uns besser reingehen", meinte er und legte einen Arm um Jeff um ihn auf den Eingang zuzuschieben.
"Wie ich dich kenne hast du heute morgen die Sonnencreme vergessen, und bei deiner hellen Haut solltest du kein Risiko eingehen. Wenn du dein Outfit jetzt noch mit einer krebsroten Hautfarbe kombinierst fällt Kurt endgültig in Ohnmacht. Komm, das testen wir jetzt."
Er zog Jeff mit sich über den Flur, bis sie vor dem Zimmer ihrer Freunde ankamen und klopfen konnten.
"Oh, wehe die sind jetzt nicht da", flüsterte er und wippte ungeduldig auf und ab.

--> Zimmer von Kurt und Blaine //

"Guck nicht so finster, Ruben!", sagte Jeff gut gelaunt. "Du siehst hammermäßig aus. Genieß es, solange es noch vom Friseur gemacht ist. Mein Tipp: Mach jetzt gleich ein paar Fotos für deine Facebook-Seite. Hab ich auch vor. Hey, das ist überhaupt die Idee!"
Jeff strahlte die beiden Jungs an.
"Wir machen jetzt ein paar Bilder. Wenn man sich selbst fotografiert, ist das immer scheiße. Das machen nur einsame Emo-Bitches, die keine Freunde haben, aber so tun wollen, als wären sie die absoluten It-Girls. Inklusive Duck-Face und drei Zentimeter dickem Lidstrich."
Nicht, dass es solche Bilder von ihm nicht geben würde.
Oder von Kurt, immerhin hatten sie in den Ferien Langeweile gehabt und dann ein paar Emobilder gemacht, die irgendwo gut versteckt auf seinem Laptop gespeichert waren.

"Ich pflichte Jeff bei", sagte Kurt, während sie zum Internat gingen. "Du siehst wirklich richtig top aus, Ruben. Nicht, dass du vorher irgendwie verwahrlost gewesen wärst, nicht falsch verstehen."
Gut, wenn Kurt ehrlich war, hatte es für ihn ab und zu schon den Eindruck gemacht.
Aber solange es Sebastian gefallen hatte...
"Für die Fotos bin ich auch. Jeff, du brauchst unbedingt ein neues, deins ist schon mindestens einen Monat alt, das kann ich nicht verantworten. Allerdings macht man heute keine ernsthaften Duckface-Fotos mehr. Jetzt macht man welche und schreibt drunter 'DUCKFACE XD', um zu rechtfertigen, dass man die immer noch toll findet. Oder Bilder so im schrägen Profil, um das Doppelkinn und die Pickel auf der unschönen Gesichtsseite zu verbergen."

---> Treppenhaus//

"Achso", sagte Sebastian und grinste etwas, während er Rubys Hand wieder los ließ.
Stimmt, man musste ja auch schalten.
Nur eins der vielen Dinge, die beim Autofahren zusammen kamen und die er wohl niemals gleichzeitig auf die Reihe bekommen würde.
Er wunderte sich eigentlich ziemlich über seinen Vorschlag, wahrscheinlich noch mehr als sein Freund.
Früher hatte er sich nie für die Sorgen und Nöte anderer interessiert, schon gar nicht für die der Mutter des Jungen, den er knallte.
Offenbar hatte die Dalton nicht nur Ruby verändert, sondern Ruby auch ihn, und zwar nicht zu knapp.
"Ich glaube, sie würde sich echt freuen. Und man kann sich ja echt gut mit ihr unterhalten... denk ich. Bestimmt. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, interessiert sie sich auch sehr dafür, was du hier an der Dalton machst, nur hat sie sich nicht getraut, zu fragen, weil dann gleich wieder ein bescheuerter Kommentar von der Seite gekommen wäre."
Sebastian nahm Rubys Hand, während sie ins Internat gingen, und dachte währenddessen an seine eigene Mutter.
Was die gerade machte, wusste er gar nicht, und es interessierte ihn eigentlich auch nicht.
Die ganze Frau interessierte ihn kaum, sie war sowieso fast nie da.
Dann schon eher sein Vater, vor dem er so einen Respekt hatte und den er eigentlich ziemlich bewunderte.
Ob er mehr Zeit mit ihnen verbringen würde, wenn sie in Westerville und den ganzen Tag erreichbar wären?
Wahrscheinlich nicht wirklich.
Eigentlich könnte er Joshua mal wieder anrufen, von dem hatte er schon seit einem Vierteljahr nichts außer Facebook-Kommentare mitbekommen.

---> Zimmer 220//