...

Jeff betrat den Speisesaal und sah sich suchend um.
Heute war die erste Gelegenheit, bei der Nick mal nicht an seiner Seite war.
Sie hatten sich beide alle Mühe gegeben, Jeff vor allem, damit zwischen ihnen alles wieder in Ordnung kam.
Geschafft hatten sie es noch nicht, aber sie waren auf dem besten Weg.
Wenn Jeff genau hin sah, konnte er Nicks Traurigkeit noch erkennen, auch wenn Nick natürlich versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
Und Jeff konnte nicht gerade sagen, dass es ihm besonders gut ging.
Immer wieder bekam er kleine Downs, in denen er sich fragte, warum zum Teufel er einen Rückzieher gemacht hatte.
Und dann kam er immer zu demselben Schluss: Es hatte am Sex gelegen.
Die ganze Geschichte machte ihm einfach viel zu viel Angst, ohne dass er überhaupt wusste, woran es lag.
Es war ja noch nicht einmal so, dass er noch Jungfrau wäre.
Mit seiner dritten Freundin hatte er Sex gehabt und auch mit der vierten.
Doch er wusste auch genau, warum er sich geoutet hatte, nämlich weil das nicht das Wahre gewesen war.
Und weil er so unsicher war, hatte es mit Nick auch nicht geklappt.
Er musste einfach mal los machen.
Und zwar nicht mit Nick, da hatte sich ja schon gezeigt, dass er da zu nervös wurde.
Aber es gab ja immer noch die Schulschlampe und damit war ausnahmsweise mal nicht Nick gemeint.
Jeff fand den blond Gelockten am Kuchenbuffet und ging zielstrebig auf ihn zu.
"Hey, Gabriel", sagte er lächelnd und stellte sich neben ihn, als wolle er auch einen Kuchen aussuchen. "Wie geht's so?"
Hoffentlich musste er jetzt nicht allzu sehr herum flirten.
Aber wenn es zwei Sachen gab, die er mit Sicherheit wusste, dann war es erstens, dass er verdammt gut aussah und zweitens, dass Gabriel nichts anbrennen ließ, ihn schon gar nicht.

Jeff lachte etwas nervös, gleichzeitig aber auch erleichtert.
Offenbar war Gabriel gar nicht erst auf den Dampfer zu bringen, den er fahren wollte, der hatte wohl eher ein Saisonticket gekauft.
"Ja, so... in der Art", meinte er und nahm sich zur Tarnung ein Stück Kuchen. "Ich hab mich gefragt, ob du vielleicht heute Nachmittag... naja, ein Bisschen Zeit hast. Und Lust. Also, was zu unternehmen. Mit mir."
Er grinste verlegen und lehnte sich mit dem Hintern gegen die Theke, sodass er den Älteren ansehen konnte.
Schlecht sah er nicht aus, ganz und gar nicht.
Und er konnte auch ziemlich freundlich sein, wenn er wollte.
Außerdem machte Gabriel kein Geheimnis draus, wofür er zu haben war, also eigentlich genau wie Nick.
Naja, bevor er Jeff seine Gefühle gestanden hatte.

Jeff hielt überrumpelt inne, als Gabriel ihm mit dem Daumen über die Lippe strich.
Okay... damit war auch der letzte Zweifel ausgeräumt, was Gabriel sich von dem 'gemeinsam was unternehmen' versprach.
Und seine Worte danach waren auch mehr als eindeutig.
Na, das war doch perfekt!
Jeff hatte zwar gerade ein etwas mulmiges Gefühl, wenn er daran dachte, dass er gerade ein Rummach-Date klar machte, aber irgendwann musste er einfach mal anfangen.
Und schlechter als Gary konnte er im Leben nicht sein und den hatte Gabriel schließlich auch ran gelassen.
"Toll", sagte er mit etwas dünner Stimme und flüchtete sich in ein Lächeln, von dem er wusste, dass es Nick hin und wieder etwas aus der Bahn kullern ließ. "Dann... komme ich nachher bei dir vorbei. Wie ist deine Zimmernummer?"
Nie im Leben würde er Gabriel mit zu sich und Nick nehmen.
Nick durfte davon niemals etwas erfahren, wahrscheinlich würde es ihm das Herz brechen.
Immerhin hatte Jeff Schluss gemacht, weil er Schiss vor dem ganzen Gefummel und so gehabt hatte.
Unter anderem.

"Ja, bis später", murmelte Jeff und sah dem Senior nach, wie er aus dem Speisesaal verschwand.
Eigentlich hätte er erwartet, dass die Stelle an seinem Arm, über die Gabriel gestreichelt hatte, kribbeln würde.
So war es bei Nick immer.
Aber in Gabriel war er auch nicht verliebt, ganz im Gegenteil.
Er wusste nicht einmal, ob er ihn mochte, aber eigentlich... doch, nett war er schon, auch wenn Jeff ziemlich genau wusste, dass er nur so nett war, weil er den Jüngeren rum kriegen wollte.
Immerhin etwas.
Jeff lief ihm nicht direkt hinterher.
Stattdessen machte er sich erst mal auf den Weg in sein eigenes Zimmer.
Dort konnte er genau so gut ein Bisschen Zeit tot schlagen wie im Speisesaal wenn nicht sogar noch besser.
Dass er dort aber auch seinen Mitbewohner antreffen würde, damit hatte er nicht gerechnet, auch wenn es ihm eigentlich hätte einfallen können.
"Oh", sagte er und blieb ertappt stehen, als er Nick auf seinem Bett sitzen sah.
Na, das hatte ihm ja gerade noch gefehlt.
Weil er Nick auch so gut anlügen konnte.
"Hey", sagte er also nur unverfänglich und ging zu seinem Schreibtisch, um seine Tasche umzupacken.

---> Nicks und Jeffs Zimmer//

"Na, da waren die beiden aber schnell", stellte Nick erstaunt fest und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, um Leute zu finden denen sie alternativ auf die Nerven gehen konnten.
Man konnte sich da nicht einfach zu irgendwem setzen, ganz im Gegenteil.
Jeff und er hatten ihre Taktik im Laufe der Zeit perfektioniert.
Die hohe Kunst bestand nämlich darin, sich Leute zu suchen, die einem im Gegenzug nicht selbst auf den Wecker gingen.
Im Moment entdeckte Nick allerdings niemanden, der diesem Kriterium entsprechen würde.
Ein kleines Grinsen schlich sich auf sein Gesicht, als er feststellte, wie sehr ihn das störte:
Ungefähr überhaupt nicht.
Es war ja nicht gerade eine Strafe mit Jeff alleine zu sein.
Er hatte die Hand des Blonden immer noch fest in seiner, als er ihn mit sich zum Buffet zog.
Sollte ruhig jeder sehen, dass Jeff nur zu ihm gehörte.
Vor allem Gabriel, falls er zufällig hier herumschlich.
Allerdings fiel das wahrscheinlich niemandem mehr auf, dafür war der Anblick von ihnen zusammen schon viel zu normal für die Schüler.
Aber Hauptsache sie wussten es, nicht wahr?
Er drückte Jeffs Hand noch einmal kurz, dann musste er sie gezwungenermaßen loslassen um sich Essen auf seinen Teller zu häufen.

Jeff-Nick-Kurt-Blaine

"Du kennst doch Kurt, der isst ein Salatblatt und ist satt bis Ostern", meinte Jeff, während er sich seinen Teller voll lud.
Schon blöd, dass man beide Hände dafür brauchte.
Er wollte Nicks Hand nicht loslassen, am liebsten nie mehr.
Aber immehin schien das Nick genauso zu nerven.
Sie fanden noch einen leeren Tisch und begannen, die Kalorien wieder in sich zu schaufeln, die sie eben bei ihrem kleinen Abenteuer verbrannt hatten.
"Hauptsache, Blaine ist nachher nicht schlecht drauf, weil er nicht genug Zeit gehabt hatte, um seinen Elefantenmagen zu füllen... so wie du."
Belustigt beobachtete Jeff, wie Nick sich mindestens genau so den Magen voll schlug wie Jeff es gerade von Blaine gesagt hatte.

Jeff-Nick-Kurt-Blaine

"Ich hab keinen Elefantenmagen", protestierte Nick und machte sich über sein Abendessen her.
"Ich muss so viel Essen, das geht bei mir alles in die Haare. Darum wachsen die auch wie Unkraut."
Er biss von seinem Brot ab und grinste Jeff mit dicken Hamsterbacken an.
"Ach nee...", meinte er dann, als er den Mund wieder frei hatte.
"Jetzt sieh mal wer da kommt. Was haben die denn bitte so lange gemacht? Vielleicht waren wir nicht die einzigen, die nicht nicht übereinander hergefallen sind."
Er winkte kurz, um Kurt und Blaine auf die aufmerksam zu machen.
"Jetzt müssen wir uns beeilen, bevor Blaine doch merkt dass er noch Hunger hat und uns alles wegfuttert!"

Jeff-Nick-Kurt-Blaine

"Ja, ich hoffs", meinte Kurt. "Ich kann mir das gar nicht ansehen, wenn Ruben so traurig ist. Wie eine Babyrobbe..."
Er sah sich kurz um, dann wurde er auf ein ausladendes Winken aufmerksam, das er einen Moment später als Nicks Arm erkannte.
"Da sind sie", sagte er und zog Blaine mit sich in Richtung ihrer beiden besten Freunde. "Oh, die sehen munter aus... und wir müssen ihnen die Laune jetzt verderben... hey, ihr Zwei."
Kurt setzte sich neben Jeff und war sich fast sicher, dass sein Lächeln nicht allzu authentisch wirkte, aber das musste es auch nicht.
"Wir müssen was mit euch bereden", sagte er und sah zu Blaine. "Ähm... willst du vielleicht? Du weißt vielleicht besser Bescheid."
Immerhin war Blaine ja bei Sebastian gewesen, er wusste genau, was er sagen sollte und was Sebastian nicht bekannt werden lassen wollte.

Jeff-Nick-Kurt-Blaine

"Ähm... okay", meinte Blaine und setzte sich, während er seine Gedanken kurz ordnete.
"Ich... geb euch jetzt einfach das Kurzprogramm, okay? Nicht erschrecken."
Er kratzte sich am Hinterkopf und atmete tief durch.
"Also, wir haben Ruben getroffen, als er in Sebastians altes Einzelzimmer gezogen ist. Die beiden haben sich getrennt. Daraufhin war ich bei Sebastian. Der hat ganz schön daran zu knabbern, natürlich. Und auch daran, dass er seine Posten nicht mehr hat. Jetzt haben Kurt und ich beschlossen, dass wir es irgendwie schaffen müssen die Beine von Tylers selbstgebautem Thron anzusägen, damit wir Sebastian irgendwie wieder an die Macht kriegen können. Wenigstens bei uns, das wär ja schonmal ein Anfang."
Er sah in Jeffs und Nicks verdatterte Gesichter.
"Tut mir Leid, dass ich euch damit jetzt so überfalle", entschuldigte er sich. "Aber ich weiß wirklich keine schöne Einleitung, durch die irgendwas an der Geschichte besser wird."

Jeff-Nick-Kurt-Blaine

Jeff hörte Blaines Ausführungen und blinzelte verwirrt.
"Wie... die haben sich getrennt?", fragte er dann. "Wie ist denn das auf einmal passiert? Die waren doch immer so verliebt."
Okay, Romantik pur konnte man das nicht nennen, was zwischen den beiden abgelaufen war, aber Jeff hatte eigentlich immer gedacht, dass das eben so zwischen Ruben und Sebastian funktionierte.
"Die beiden sind doch gerade erst zusammen gezogen... ich bin grad etwas überrumpelt."
Jeff sah zu Kurt, der aber nicht den Eindruck machte, als wäre das jetzt ein unlustiger Scherz.
"Und was heißt zu knabbern? Ich dachte, Sebastian wäre beleidigt?"

Jeff-Nick-Kurt-Blaine

"Da fehlt mir aber auch ein bisschen Kontext", meinte Nick überrumpelt.
Das waren ja gerade nicht wenige Informationen, die Blaine da in seine paar Sätze gepackt hatte.
Wann war das denn bitte alles passiert?
"Also, nochmal von vorne. Ruben hat das Handtuch geworfen, ja? Wegen dem Putzplan, oder... oh, okay. Nicht die Zeit für Scherze, ich seh's schon."
Er rieb sich über den Nacken.
"Also mal angenommen, ich nehme das alles jetzt einfach so hin wie du es gerade erzählt hast. Was sollen wir da machen? Die beiden in einen Raum sperren bis sie sich wieder vertragen? Oder... okay, Tyler zu entmachten dürfte nicht zu schwer werden, dem könnte man es nämlich mit gleicher Münze heimzahlen. Wundert mich sowieso, dass Sebastian da noch nicht drauf gekommen ist. Aber dadurch können wir Hanson auch nicht überzeugen, ihn zurück zu nehmen, oder?"