Jeff-Nick-Kurt-Blaine

Nick hatte ganz Recht, es fehlte eine Menge Kontext.
Blaine hatte eine radikal frisierte Kurzfassung geschildert, die zwar nicht zu beunruhigend war, allerdings auch nicht gerade aufschlussreich.
Aber Kurt hoffte einfach, dass die beiden jetzt erst einmal nicht weiter nachfragten.
Nick schien auch so schon anzufangen, Pläne zu schmieden.
"Mit in einen Raum sperren würden wir es wohl nur noch schlimmer machen", sagte Kurt. "Ruben ist ja gerade erst weg, weil er es nicht mehr ausgehalten hat. Aber wie wollen wir es Ty denn zurück geben? Das einzige, was man ihm vorwerfen kann ist, dass er gepetzt hat. Und dieser Schlag auf der Verlobugnsfeier, aber der war außerhalb der Dalton, damit kriegen wir ihn nicht dran."

Jeff-Nick-Kurt-Blaine

"Naja...", meinte Blaine nachdenklich. "So ganz unrecht hat Nick da nicht. Das Mädchen was er bei der Party dabei hatte, das hat doch bestimmt bei ihm geschlafen. Er bewohnt das Zimmer doch auch alleine. Oder weißt du noch etwas anderes, was wir nicht wissen?"
Er hätte sich eigentlich denken können, dass Jeff und Nick sich nicht mit so einer abgespeckten Version der Geschichte zufrieden geben würden. Aber er wusste wirklich nicht, was er sonst erzählen sollte. Alles was er hinzufügen könnte, würde nur immer mehr fragen aufwerfen.
"Naja, beleidigt ist er nicht direkt", erklärte er ein bisschen unbehaglich.
"Eher... ein bisschen geschockt und traurig. Die Warbler haben ihm wohl ziemlich viel bedeutet, und so von heut auf morgen hat er da nichts mehr zu sagen. Daran hätte jeder zu knabbern, meinst du nicht?"

Jeff-Nick-Kurt-Blaine

Geschockt und traurig?
Jeff sah Blaine betroffen an.
Darauf wäre er ja im Leben nicht gekommen.
Aber das wäre wohl niemand bei Sebastian.
"Mir fällt aber auch nichts ein", meinte er. "Oder... doch! Also, ich weiß nicht, ob das reicht, aber als ich... vorhin unterwegs war..."
Zu Gabriel, um mit ihm rumzumachen und damit Nicks Herz zu brechen...
Jeff schüttelte den Gedanken schnell ab.
"...naja, da bin ich bei Tyler vorbei gekommen und da hat es ziemlich nach Rauch gestunken. Was, wenn er raucht? Also, im Internat. Ist das nicht ein Grund?"

"Damit ist er zumindest kein gutes Vorbild für uns, nicht wahr?", stimmte Nick zu.
"Wenn der böse Sebastian uns einfach so zum Alkohol gebracht hat, was passiert denn, wenn wir auch noch einen rauchenden Kapitän haben, der sich einfach darüber hinwegsetzt, dass das im Gebäude verboten ist? Sodom und Gomorra! Das kann Hanson doch auf keinen Fall wollen."
Er nickte bekräftigend.
Doch das war seiner Meinung nach immer noch der einfachste Teil des Plans.
Schwieriger würde es werden zu beweisen, dass sie Sebastian wieder an der Spitze brauchten. Vor allem weil er nichtmal wusste, ob der Vorstand hinter dieser Entscheidung stehen würde.
Wes bestimmt, der mochte Sebastian... aber David? Das war doch so ein Tyler-Fan.
"Wie wichtig sind Hanson die Warbler?", fragte er. "Denn unsere Siegchancen sind mit Sebastian bestimmt am höchsten. Vielleicht könnte man ihn überzeugen, ihn nochmal auf Probe zu befördern, sag ich jetzt mal. Oder mit einem Co-Kapitän, offiziell. Bei der Probe ist doch eh niemand dabei, der das bemerken könnte."

"Naja, Punkt Nummer eins wäre erst mal, Sebastian dazu zu bringen, wieder um seinen Posten zu kämpfen", murmelte Kurt. "Das Wichtigste ist, dass er kämpft und zeigt, dass er den Job unbedingt wieder haben will."
Das Beste wäre ja, wenn sie sich mal mit Sebastian zusammen setzen würden, um die Angelegenheit mit ihm zu besprechen.
Aber nach Blaines Aussage war der alte Kapitän gerade alles andere als in der Verfassung, jetzt auch nur über so was nachzudenken.
Den Anfang würden sie wohl alleine machen müssen.
"Ich würde vorschlagen, dass wir erstmal die Warbler ansprechen und sehen, wer sich uns anschließt. Wenn alle Warbler Sebastian wieder haben wollen oder zumindest die meisten, dann wird Hanson gar nichts anderes übrig bleiben als seine Entscheidung noch mal zu überdenken. Und wenn Sebastian merkt, dass wir ihn alle wieder haben wollen, motiviert ihn das bestimmt auch. Noch mehr niederschlagen wird ihn das sicher nicht."
Kurt sah zu seinem Freund, irgendwie hatte er das Gefühl, dass Blaine in dieser Sache den Hut aufhatte.
Zumindest war er jetzt die Bezugsperson für Sebastian.
Eigentlich gefiel Kurt das gar nicht, denn es bedeutete, dass sich die beiden noch mehr anfreunden würden als eh schon.
Aber Kurt hatte auch beschlossen, dass er nicht das Kameradenschwein spielen wollte.
Wenn Blaine jetzt für Sebastian da war, würde der vielleicht wieder Kapitän werden.
Dann wäre er wieder auf der Höhe und Ruben und er hatten wieder eine Chance.
Und wenn die beiden wieder zusammen waren, würde Sebastian nicht auf dumme Gedanken kommen.
"Ich melde mich freiwillig, mich um Ruben zu kümmern", sagte Kurt und lächelte Jeff an. "Würdest du da auch mit machen? Ich glaube, wir zwei haben das mit dem aufmuntern ganz gut drauf. Dann können sich die Großen um die Erwachsenensachen kümmern."

"Höre ich da etwa Ironie bei den Worten 'die Großen'?", fragte Blaine grinsend.
Immerhin waren Nick und er, zumindest was die Körpergröße betraf, Kurt und Jeff eindeutig unterlegen.
Nick war dafür zumindest etwas älter, er selbst hatte nichtmal diese Ausrede.
"Aber dein Vorschlag klingt ganz gut. Also, wirklich gut. Du hast sowieso einen besseren Draht zu Ruben als ich. Und wenn wir das so aufteilen, wird keiner von ihnen mit einem glücklichen Pärchen konfrontiert. Das können die glaube ich momentan beide nicht wirklich gebrauchen."
Na bitte, wenn das nicht mal eine wunderbar logische Erklärung wäre... da hatte Kurt ihm eine wunderbare Ballvorlage gegeben.
Jetzt mussten nur noch Nick und Jeff darauf anspringen und den Treffer versenken.
Aber das sollte eigentlich auch kein Problem sein.
Dadurch, dass Nick manche Kurse mit Sebastian teilte, war er in seiner Gegenwart lange nicht so befangen wie Jeff es war.
Und das wäre dann auch seine Gelegenheit, Nick die ganze Hintergrundgeschichte einzuimpfen, wohingegen Kurt mit ruhigem Gewissen den Mund halten konnte, weil weder Jeff noch Ruben zu viel erfahren sollten...
Oh, das war ein Masterplan.
Sein Freund war wirklich verdammt gut darin, Fäden zu spinnen.

"Ja, das gefällt mir", lächelte Jeff und nickte. "Ich mag Ruben gerne, vor allem seit der Einweihungsparty."
Das mit 'den Großen' ließ er mal unkommentiert.
Nick konnte man damit aufziehen, aber wenn man es zu weit trieb, konnte Blaine schon mal etwas grantig werden.
Und sie hatten gerade einen Plan.
Eigentlich war das richtig aufregend, so eine große Aufgabe, Sebastian seinen Posten wieder zu geben und dabei ihn und Ruben am besten noch wieder zusammen zu bringen.
Das schrie ja förmlich nach einer Mission für Dr. Tequila und Raining-Man!
Jeff sah zu seinem Freund und begegnete einem Paar Augen, das mindestens genau so leuchtete wie seine eigenen.
Doch das jetzt auszusprechen war nicht nur unnötig, sondern wahrscheinlich auch recht unangebracht, so ernst, wie Blaine und Kurt immer noch aussahen.

"Ich bin auch dabei", antwortete Nick eifrig.
Ein kurzer Blick zu Jeff reichte, und er wusste, dass sein Freund das gleiche dachte wie er.
Raining-Man und Dr. Tequila konnten Kurt und Blaine unmöglich alleine auf diese Mission ziehen lassen.
Die beiden waren zwar toll, aber eben doch nichts weiter als gewöhnliche Sterbliche.
Und wenn Ruben gerade nicht in der Nähe war, musste er auch keinen Kampf mit der Slytherschlange aufnehmen... das war doch schon ziemlich beruhigend.
Wobei er sich bei dem Gedanken direkt ein bisschen mies fühlte, denn irgendwie gehörten Ruben und Sebastian für ihn schon fest zusammen.
Das war nahtlos von 'Gibt's ja nicht' zu 'Muss so' übergegangen, ohne dass er so recht gemerkt hatte wann.
"Wann soll es losgehen?", fragte er.
"Sollen wir erstmal auf der nächsten Probe die anderen befragen? Dann haben wir schonmal etwas in der Hand, wenn wir zu Sebastian gehen. Das wär doch wahrscheinlich ganz gut. Ich weiß jetzt natürlich nicht wie dringend Ruben betüddelt werden muss..."

"Ruben hat sich vorhin zurück gezogen", erklärte Kurt. "Der möchte denke ich gerade alleine sein. Dann geht der Startschuss bei der nächsten Probe. Also... sobald Tyler außer Hörweite ist."
Ein Bisschen mulmig war Kurt schon, wenn er daran dachte, dass sie ihren momentanen Kapitän hintergingen.
Klar war es scheiße, was Tyler getan hatte, aber letztendlich war er rechtskräftig Kapitän und was sie machten, war dann wohl Meuterei.
Aber sie taten es für die Warbler.
Und für Sebastian.
Dass er das jemals tun würde, hätte Kurt auch nicht gedacht...

Nick; Blaine; Seb ---> 220//

Kurt; Jeff; Ruben ---> Probenraum//

Ruben blieb einen Moment verdattert stehen, als hinter der Tür, die Sebastian öffnete, der Speisesaal zum Vorschein kam.
Verdammt, er hatte gedacht sie wären auf den Weg in den Warblerflur.
Was sollte er denn jetzt hier?
Aber umdrehen und wieder den Abgang machen war gerade auch nicht drin, denn irgendwie schienen ihn plötzlich alle anzustarren.
Bestimmt wegen Sebastian, oder?
Er hasste dieses Gefühl.
Mit gesenktem Kopf nahm er sich einen Apfel vom Buffet und ging Sebastian hinterher an den Tisch.
Egal wie sehr der Ältere ihn einschüchterte, er wollte diesen Blicken wirklich nicht alleine ausgeliefert sein.
"Kochschinken soll gut gegen Kater sein", sagte er leise als er sich setzte und einen Blick auf Sebastians Teller warf.
Wie er da jetzt gerade drauf kam war ihm ein Rätsel, und er wusste auch nicht woher er das aufgeschnappt hatte, aber irgendwie musste er doch ein Gespräch beginnen.
Jetzt hier nur schweigend zu sitzen, wäre bestimmt noch unangenehmer.

"Ich weiß", meinte Sebastian, während er sich sein Brot ordentlich belegte. "Das hast du von mir."
Oh, offenbar musste er sich ran halten, die ersten Erinnerungen schienen schon zurück zu kommen.
Er schraubte die Saftflasche auf und trank einen Schluck, während er seinen Exfreund ins Auge fasste.
Die neue Frisur stand ihm richtig gut.
Dadurch ging zwar etwas von seinem unschuldigen Jünglingscharme verloren, aber das war es Wert.
"Ist schon was zurück gekommen?", fragte Sebastian. "An Erinnerungen?"
Er biss in sein Brot und sah den Jüngeren an, während er versuchte, nicht zu neugierig auszusehen.
Es sollte lediglich nach etwas gelangweiltem, pflichtbewussten Interesse klingen.

"Wirklich?", fragte Ruben und lächelte erleichtert.
Wenn er das von Sebastian hatte, dann kamen die Erinnerungen vielleicht wieder, oder?
Immerhin... ganz verloren schienen sie nicht zu sein.
Doch als Sebastian seine Frage stellte, wich das Lächeln langsam wieder aus Rubens Gesicht.
"Nicht wirklich, das gerade war der größte Fortschritt, den ich bisher verzeichnen konnte."
Ruben zuckte mit den Schultern.
Eigentlich klang Sebastian nicht so, als würde ihn das wirklich interessieren.
Er sah den Älteren unsicher an.
Was sollte er sagen?
'Tut mir Leid, dass ich dich vergessen hab?'
Nein, wohl kaum.
"Kurt hat gesagt, dass du mich in mein Zimmer gebracht hast, letzten Dienstag", meinte er stattdessen. "Danke dafür."
Er knabberte an seinem Apfel herum, auf den er eigentlich nicht wirklich Hunger hatte.

"Das kommt schon wieder, hat Dr. Freeman ja gesagt", meinte Sebastian und wandte sich wieder seinem Schinkenbrot zu.
Erst bei Rubens Blick, der so entschuldigend war, merkte Sebastian, dass es ihn doch irgendwie traf, dass sich der Jüngere an nichts erinnern konnte.
An gar nichts, an nichts aus ihrer wundervollen und auch ziemlich turbulenten Zeit.
Aber vielleicht war ja genau das gut.
Dass sich Ruben nicht daran erinnerte und wieder zu seinen ursprünglichen Gefühlen für ihn zurück fand...
Sebastian merkte mit einem ziemlich ungemütlichen Ruck, dass er sich gerade seinen Ruby zurück wünschte.
Aber ganz sicher nicht.
Ruben hatte ihn verlassen, Sebastian würde bestimmt nicht mit offenen Armen da stehen, wenn er wieder ankam und doch meinte, dass er wieder Lust auf ihn hatte.
"Nicht dafür", brummte er und trank noch einen Schluck, bevor er aufstand. "Kommst du?"
Ohne auf eine Antwort zu warten, ging er zur Geschirrrückgabe.

Ruben zögerte einen Moment, bis er aufstand und Sebastian folgte.
Seinen halb gegessenen Apfel ließ er einfach unauffällig im Mülleimer verschwinden.
Schade, dass Kurt ihm nicht hatte sagen können weshalb sie sich getrennt hatten.
Das hätte es vielleicht einfacher gemacht einzuschätzen, was Sebastian wohl von ihm dachte.
Irgendeinen Grund musste es ja geben.
Aber momentan war der Ältere eigentlich relativ nett zu ihm - was allerdings auch gut Mitleid sein könnte.
Ruben ging zusammen mit Sebastian aus dem Speisesaal hinaus.
Langsam liefen sie über den Flur und steuerten das Treppenhaus an.
Automatisch wich er ganz an die Seite von den Stufen, wo er eine Hand leicht übers Geländer gleiten ließ, während sie die Treppe hinaufstiegen.
Auch wenn er von dem Unfall nichts wusste, konnte er hier nicht einfach völlig unbefangen hochspringen.
"Gestern bin ich aus Versehen in das Zimmer gelaufen, in dem ich ursprünglich mal gewohnt habe", erzählte er und lächelte schief. "Aber der Typ da drin hat mich so böse angeguckt, dass ich direkt wieder abgehauen bin."

--> Flur //

"Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass das ein Gendefekt ist", sagte Jeff voller Überzeugung, während er sein Tablett an der Essensausgabe entlang schob. "Kurt und ich bekommen denselben Unterricht, machen immer zusammen die Hausaufgaben und lernen gemeinsam. Und er bekommt ein A und ich ein C-. Anders ist das also nicht zu erklären. Ich nehm den Burger."
Der Blonde beobachtete, wie der Teller auf sein Tablett geschoben wurde, dann schnappte er sich noch ein Wasser und sah dann seinen Freund an.
"Ob die Schulleitung das durchgehen lässt, wenn ich mir eine Französisch-Behinderung attestieren lasse? Wo wollen wir sitzen?"
Er sah sich kurz im zu dieser Zeit überfüllten Speisesaal um und lächelte, als er einen Tisch entdeckte, an dem nur ein bekannter blonder Lockenkopf saß und seinen Burger zerschnitt.
"Schau, da ist frei", sagte Jeff und ging zu dem Tisch, um sich neben Gabriel zu setzen. "Hey. Ist doch noch frei, oder?"
Er schenkte dem älteren Schüler ein Lächeln und schraubte dann seine Wasserflasche auf, um einen Schluck zu trinken.