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"Hm", machte Sebastian, während er sich die Schuhe anzog. "Katerfrühstück ist gut. Kochschinken und Orangensaft am Besten."
Er richtete seinen Kragen, dann ging er zu Ruby und gab ihm einen kurzen Kuss.
"Bis gleich, Mitbewohner", meinte er lächelnd und spürte sofort, wie ihn bei diesem Wort gleich wieder etwas Panik ergriff, doch er schluckte sie hinter.
Während er zur Schule hinüber ging, fiel ihm ein, dass es eigentlich doch gar keine so schlechte Idee war, zusammen zu ziehen.
Immerhin schien es mit Ruby wirklich etwas längerfristiges zu werden, wenn man bedachte, wie viele Situationen der Jüngere mit ihm schon weg gesteckt hatte.
Wenn Ruby sich ein paar seiner Ordnungsangewohnheiten aneignete, würde das sich sicher nicht negativ auswirken.
Und Ruby hatte es schon richtig bemerkt, sie waren schon immer gut darin gewesen, ihre Differenzen im Bett auszufechten.
Das gefiel vor allem Sebastian, weil er am Ende für gewöhnlich als Sieger daraus hervor ging und es kaum etwas gab, was ihn mehr anmachte als sein Freund, der zitternd und sich windend unter ihm lag und ihn mit glasigem Blick anbettelte.
Huh, nur nicht zu genau dran denken!
Sebastian ging direkt ins Rektorat und klopfte an die Tür des Büros.
Ob Hanson überhaupt da war an einem Samstag Morgen?
Doch ein brummiges "Herein" erledigte diese Frage.
Sebastian öffnete die Tür und lächelte den Direktor an.
"Mr. Smythe", sagte der und nickte ihm zu. "Hoppla, was ist denn mit Ihrem Auge passiert? Setzen Sie sich."
"Eine kleine, aber feine Auseinandersetzung auf einer Verlobungsfeier gestern Abend. Ich bin unter anderem deswegen hier."
"Das ist doch hoffentlich nicht hier auf dem Gelände passiert?"
"Nein, ist es nicht", sagte Sebastian und hob eine Augenbraue. "Und ich bin ansonsten okay, danke der Nachfrage. Ich bin mit dem Mitbewohner meines Freundes aneinander geraten. Also, eigentlich ist er auf mich losgegangen."
"Um wen geht es?"
"Tyler Price."
"Mr. Price ist Ihr Freund?"
"Nein, Ruben Young ist mein Freund. Tyler Price ist sein Mitbewohner. Und es ist nicht das erste Mal gewesen, dass Tyler auf mich losgegangen ist und überhaupt dass wir aneinander geraten sind. Dementsprechend schlecht kommen Ruben und Tyler auch in ihrem Zimmer aus. Heute Morgen hat Tyler meinen Freund aufs Übelste beleidigt und sich wie ein Schwein benommen ihm gegenüber. Wäre ich dabei gewesen, wäre es wohl zu noch einem Veilchen gekommen, aber auf seiner Seite."
"Und ich nehme an, Sie wollen jetzt, dass ich Mr. Prices Verhalten ahnde."
"Nicht direkt", gestand Sebastian. "Ich werde sowieso tun, was ich kann, ich schmeiße ihn aus meinen Clubs raus, so viel ist schon mal sicher. Aber mein Freund ist jetzt relativ verzweifelt, weil er mit ihm zusammen wohnen muss."
"Wollen Sie hier darum bitten, dass ich einem Zehntklässler ein Einzelzimmer gebe? Sie wissen, dass das mehr als nur unüblich ist."
"Aus dem Grund bin ich hier, ich wollte darum bitten, dass Ruben und ich zusammen ein Doppelzimmer beziehen können. Er will auch auf dem Warblerflur bleiben und dort gibt es keine Einzelzimmer mehr."
"Sie wollen umziehen", stellte der Direktor fest. "Mitten im Jahr."
"Es ist eine Ausnahmesituation."
"Das bewerte immer noch ich. Was hat Mr. Price zu Ihrem Freund gesagt?"
"Dass wir pervers wären und seinetwegen zusammen sterben könnten. Und dabei hat er geraucht und seine Zigarette auf der Jogginghose meines Freundes ausgedrückt. Das war vor nicht mal einer Stunde. Ich weiß ja nicht, wie viel die Null-Toleranz-gegen-Mobbing-Politik Wert ist, aber sie sollte es Ruben wenigstens erlauben, von diesem Menschen weg zu kommen und nicht mit ihm zusammen wohnen zu müssen."
"Ich sollte wohl eher erstmal Mr. Prices Verfehlungen ahnden."
"Sie sind der Direktor, es ist alleine Ihre Entscheidung. Das hier ist nur eine Bitte, auch im Namen meines Freundes."
Der Direktor musterte den Schüler nachdenklich, dann wandte er sich seinem Computer zu.
Sebastian wartete geduldig und ließ seinen Blick durch das Büro wandern.
"Die 220 ist auf dem Warblerflur noch frei. Ich muss aber Ihre Aussagen noch prüfen."
"Wieso sollte ich lügen?", fragte Sebastian schmunzelnd. "Die Hose mit dem Brandloch liegt in meinem Zimmer. Und Tyler wird wahrscheinlich auch keine Anstalten machen, etwas anderes zu erzählen."
"Trotzdem. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser", sagte der Direktor und schrieb etwas auf einen Zettel, bevor er den Zettel an Sebastian überreichte. "Holen Sie sich beim Hausmeister die Schlüssel ab, dann können Sie umziehen. Und vergessen Sie nicht, Ihre alten Schlüssel abzugeben und Ihre alten Zimmer ordentlich zu hinterlassen."
Sebastian nickte zufrieden und erhob sich.
"Danke, Sir."


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Nachdem Sebastian das Zimmer verlassen hatte, ging Ruben zum Speisesaal hinüber.
Dass für seinen Freund Kochschinken das Nonplusultra des Katerfrühstücks war, wusste er längst, das hätte Sebastian ihm gar nicht erst noch sagen müssen.
Er schnappte sich einen großen Teller und lud ihn mit verschiedenen Brotsorten und auch einigem Aufschnitt voll.
Dann nahm er noch einen etwas kleineren, den er mit Obst füllte, und steckte zwei kleine Flaschen Orangensaft ein.
Das musste genügen, mehr konnte er nämlich auch nicht transportieren.
Es war so schon schwierig genug, heile zu Sebastians Zimmer zurück zu kommen ohne dass die Äpfel vom Obstteller hüpften oder die O-Saftflaschen auf seinen Taschen fielen.
Erleichtert stellte er alles auf Sebastians Schreibtisch ab und betrachtete nachdenklich das kleine Buffet.
Eigentlich hatte er ja gar keine Lust darauf, alleine zu Frühstücken.
Es wäre doch viel praktischer, wenn er jetzt seine Sachen zusammenpackte, dann könnte er Essen wenn auch Sebastian wieder da war.
Ruben suchte sich einen kleinen Zettel und einen Stift heraus, um seinem Freund eine Nachricht zu hinterlassen.
Ich dachte mir, ich warte mit dem Essen auf dich.
Wenn du Sehnsucht hast, ich bin in meinem hoffentlich bald Ex-Zimmer und packe meine Sachen.
Ruby
Dann verließ er den Raum und machte sich auf den Weg.
Vielleicht war Tyler ja gerade gar nicht da, dann könnte er ganz in Ruhe sein Zeug packen und heimlich verschwinden.
Doch das Glück war mal wieder nicht auf seiner Seite, zumindest nicht so richtig.
Tyler war da, doch immerhin schien er zu schlafen.
So leise er konnte zog er eine Reisetasche unter seinem Bett hervor und öffnete seinen Schrank, um seine Klamotten in die Tasche zu stecken.
--> Zimmer von Tyler (und Ruben) //


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"Muh", erwiderte Sebastian, noch mit leicht vor Schreck pochendem Herzen, und ging in sein Noch-Zimmer. "Ich werd's mir für die Zukunft merken. Hier."
Er warf Ruby einen der beiden Schlüssel zu, die er gleich auf dem Weg vom Hausmeister geholt hatte.
"Merk dir die 220, das wird dein Zimmer für die Zukunft und in ein paar Wochen vielleicht schon dein liebstes Schimpfwort sein."
Kurz überflog er das Angebot, das Ruby aus dem Speisesaal mitgebracht hatte, dann nahm er sich selbstverständlich zwei Scheiben Kochschinken und legte sie auf ein Brot, bevor er herzhaft hinein biss und dabei zu seinem Schrank ging.
Er reckte sich nach seinem Koffer, der auf dem Schrank lag und legte ihn geöffnet auf den Boden.
"Das ist aber nicht dein ganzes Zeug", stellte er mit vollem Mund fest und deutete auf Rubys Tasche. "Lass mich raten, Mr. Alle-sind-gemein-zu-mir-nur-ich-bin-unschuldig ist im Zimmer und hat noch ein paar unglaublich coole Arschloch-Kommentare abgelassen, damit keiner merkt, was für ein armes, in Selbstmitleid bratendes Würstchen er ist."
Sebastian warf einen kurzen, leicht amüsierten Blick zu seinem Freund, dann begann er, seinen Schrank auszuräumen.


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"220", probierte Ruben direkt aus und schüttelte den Kopf. "Nee, das eignet sich nicht so als Schimpfwort. Da braucht man was, was locker flockig über die Zunge geht. Slytherin oder sowas, das ist gut. Aber meistens werd ich nicht kreativ, ich bleib beim guten, alten 'Scheiße'."
Er schraubte eine der O-Saft Flaschen auf und trank einen Schluck, bevor er sich ein Toast mit Schinkenwurst belegte.
"So ungefähr", nickte er, was Sebastian wohl nicht sehen konnte, da er bereits seine Sachen aus dem Schrank holte.
"Ich hab mir gedacht, dass ich den Rest auch später holen kann. Wenn er nicht da ist. Oder wenn mir eine elegante Art eingefallen ist, wie ich ihn nochmal mit der Nase darauf stoßen kann, dass er dich zwar geküsst haben mag, wir aber seitdem schon so viele schmutzige Sachen gemacht haben, dass das schon überhaupt nicht mehr zählt, wohingegen ich bei Quinn der letzte war, den sie geküsst hat. Ty durfte doch seitdem nicht mehr ran, der ist doch gleich rausgeflogen."
Er lachte auf und schüttelte den Kopf über sich selbst.
"Und irgendwie bin ich fast ein bisschen stolz drauf, oder besser gesagt, ich würde mich freuen, wenn ihm das noch gar nicht aufgefallen ist. Das muss doch eine bittere Erkenntnis sein. Irgendwie färbst du auf mich ab, glaube ich. Vielleicht trifft das auf die Ordnung ja auch irgendwann zu, das macht dann deine Regeln einfacher."


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"Meinst du nicht, dass das eine gute Alternative wäre?", fragte Sebastian feixend und drehte sich zu Ruby herum. "Du kleine 220, ich werde deinen 220 so lange und oft 220en, dass du eine Woche lang nicht 220en kannst."
Der Ältere brummte verführerisch.
"Wenn dich das nicht scharf macht, weiß ich auch nicht weiter."
Als seine Klamotten alle fertig verstaut waren, schloss Sebastian den Koffer und ging dann zum Schreibtisch, um sich die zweite Saft-Flasche zu nehmen und einen Schluck zu trinken.
"Weißt du was?", meinte er und sah Ruby anerkennend an. "Ich bewundere deine Art, die Dinge zu betrachten. Ich dachte immer, du würdest irgendwie jeden auf die ein oder andere Art und Weise mögen. Aber wenn du mal auf jemanden so richtig pissig bist wie auf Tyler jetzt, kannst du ja richtig bitchy werden."
Er ging zum Bett und beugte sich herunter, um Ruby einen Kuss auf die Wange zu geben.
"Ich denke, wir werden sehr gut miteinander auskommen. Die Frage ist, ob die anderen noch mit uns auskommen, wenn du weiter so wirst wie ich. Den Rest trage ich später einzeln rüber."
Er trank noch einen Schluck, dann schraubte er die Flasche zu.
"Dann lass uns mal unser neues Zimmer inspizieren."


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"Nicht unbedingt meine beste Seite", gluckste Ruben und griff nach seiner Reisetasche, um sich den Gurt über die Schulter zu hängen.
"Und es dauert auch, aber nachdem er dir zwei Mal eine verpasst hat, sind die Sympathiepunkte aufgebraucht. Wer sich wie ein 220 benimmt, hat es nicht anders verdient... naja, ich weiß nicht. Das müsste ich mir glaub ich wirklich angewöhnen, das ist echt ungewohnt."
Sie verließen Sebastians Zimmer und machten sich auf die Suche nach ihrem Zimmer.
"Das ist aber nicht das freie Zimmer neben dem von Jeff und Nick, oder?", fragte Ruben misstrauisch.
Dann würde es mit Sebastians Ruhe wohl etwas schwierig werden.
Allerdings war er auch ziemlich verwöhnt, seinen ehemaligen Nachbarn, Gary oder wie er heißen mochte, hatte man wirklich nie gehört.
Er sie dafür wahrscheinlich um so öfter.
"Oh... ist es doch. Aber glaub mir, so schlimm kann das nicht sein. Wes und David haben manchmal eine erschreckende Vorliebe für Schlager gehabt. Es kann also nur besser werden."
Er schloss die Tür auf und sah sich um.
"Willst du das linke oder das rechte Bett?", fragte er und grinste dann. "Oder besser, welches von beiden benutzen wir denn?"
--> Zimmer 220 //


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