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Jon sprang über die Plane des Zeltes, das er gerade am Aufbauen war, und ging zu seinem Freund, der die Anleitung und den Beutel mit den Heringen in der Hand hielt.
"Lass mich mal noch einen Blick riskieren, Baby", sagte der große Warbler und beugte sich herunter, um in die Anleitung zu linsen. "Für das Geld, das wir für das Zelt ausgegeben haben, ist es ganz schön kompliziert aufzubauen."
Das Unterzelt stand schon und Jon schnaubte, als er in der Anleitung in dem fertigen Zelt ein Männchen stehen sah.
"Von wegen zum Stehen", brummte er. "Ich stoß selbst kniend noch an die Zeltdecke. Du kannst wahrscheinlich da drin noch problemlos Trampolin springen."
Er gab Luke einen kleinen Kuss auf die Wange und machte sich dann wieder an die Arbeit.

Luke ließ die ganze Zeit seine Blicke zwischen der Anleitung in seiner Hand und seinen Freund hin und her schweifen.
Auf dem Blatt vor ihm sah das alles einfacher aus, aber dafür war Jon einfach heißer.
"Du machst das aber schon ganz gut", meinte er lächelnd.
"Ich hab schon aufgegeben als man Stange A und B und C im Winkel D zusammenstecken musste und... ach, keine Ahnung.
Aber dafür hab ich dich ja, nicht wahr?"
Er versuchte seinen Freund noch festzuhalten, als der sich wieder an die Arbeit machte, aber da war Jon zu schnell für ihn gewesen.
Ein bisschen gelangweilt begann er das Zelt zu umkreisen, darauf bedacht nicht Nick und Jeff in die Quere zu kommen, die gerade eine Verfolgungsjagd veranstalteten.
"Bist du bald fertig?", fragte er. "Die... Fischstäbe hier brauchst du doch auch noch, oder?"

"Jetzt sei mal etwas geduldiger, Süßer", sagte Jon, während er ein paar Leinen spannte. "Immerhin willst du doch nicht, dass wir bei Sturm weg geweht werden. Ich meine, wenn ich mit im Zelt bin, wird das schon nicht passieren, aber sollte ich mal pinkeln sein und es kommt eine Böe auf, dann wird dein Fliegengewicht das Zelt nicht unten halten. Und dafür sind die Fischstäbchen in deiner Hand. Komm her."
Er winkte seinen kleinen Freund zu sich heran und griff in den Beutel, um einen Hering heraus zu holen und ihn Luke vor die Nase zu halten.
"So, Camping für Anfänger, Lektion 1: Das hier ist ein Hering. Wenn du die über dem Lagerfeuer brätst, hast du nicht viel davon."
Grinsend klopfte Jon mit dem Metallstab gegen Lukes Stirn und steckte ihn dann in den Boden, um ihn mit einem gezielten Tritt in der Erde zu versenken.
"Noch das Überzelt und den Eingang aufbauen, dann können wir einziehen. Aber du kannst schon mal anfangen, die große Matratze an die Pumpe anzuschließen und versuchen, ob du den Blasebalg runter getreten bekommst."

"Ich find den Namen bescheuert", stellte Luke fest.
"Das Ding sind nicht aus wie ein Hering, und Heringe haben ja auch nichts im Boden zu suchen. Wer auch immer sich das ausgedacht hat... naja."
Er lächelte und ließ Jon bei seiner Arbeit weitermachen, um sich um die Luftmatratze zu kümmern.
Metallfische in die Erde zu donnern, war vielleicht nicht so seine Stärke, aber dass er den Blasebalg bewältigen können sollte, da war er doch ziemlich zuversichtlich.
Als ganz so einfach stellte es sich dann doch nicht heraus.
Der Nüpsel von der Luftmatratze war so klein, irgendwie passte das alles nicht zusammen.
Jon hätte wahrscheinlich zwei Sekunden gebraucht um das anzuschließen, aber wenigstens das würde er doch wohl ohne Hilfe schaffen.
Wahrscheinlich würde er seinen Freund in diesem Urlaub noch des öfteren brauchen, denn wenn schon alleine das Zelt aufbauen so kompliziert war...
Aber er freute sich trotzdem. Vielleicht nicht so doll wie Nick und Jeff, oder Ruben, der absolut in seinem Element wirkte, aber zumindest mehr als Kurt und Sebastian.
Gesundes Mittelfeld also.
Endlich hatte er es hinbekommen und trat eifrig auf den Blasebalg.
Als er sich umsah bemerkte er, dass Jon schon fertig mit dem Eingang war und bereits die letzten Fäden spannte. Anscheinen hatte er doch ganz schön getrödelt.

Jon stellte das teure Luxuszelt fertig und trat zurück, um es schmunzelnd zu betrachten.
Im Vergleich zu dem einfachen Zelt von Ruben sah das hier ganz schön extravagant aus mit dem riesigen Vorzelt und der extra Gepäckkammer.
Aber wenn Luke etwas kaufte, dann war es immer extravagant und riesig.
Und gegen die beiden Campingsessel, die sie gleich noch dazu gekauft hatten, hatte Jon auch nichts einzuwenden.
Er stellte besagte Sessel noch ins Vorzelt und trat dann zu seinem Freund, der ganz euphorisch seiner Aufgabe nachging.
"Super machst du das", lobte der große Warbler seinen Freund lächelnd und beugte sich dann zum anderen Ende der Matratze, um das andere Ventil zu schließen und Lukes Bemühungen damit auch von Erfolg gekrönt zu sehen. "Lektion 2: So bleibt die Luft auch drin."
Ob Luke für einen Camping-Ausflug zu begeistern war, stand noch in den Sternen, aber zumindest hatte er nicht so eine angematschte Miene drauf wie Kurt.
Kleine Diva...
Da war ihm der gut gelaunte, wenn auch ziemlich ahnungslose Luke hundert Mal lieber.
Aber Luke war ihm sowieso immer lieber.

"Warum hat die denn zwei Ausgänge?", beschwerte Luke sich und sah enttäuscht auf die noch ziemlich schlappe Matratze.
Und er hatte sich schon gewundert, aber gedacht, dass das so sein müsste.
"Hm", machte er und erhöhte das Tempo, mit dem sein Fuß auf die Pumpe eintrat.
Langsam... ganz langsam sah man ein Ergebnis, und er lachte fröhlich auf.
"Guck mal, wir müssen doch nicht auf dem harten Boden schlafen", freute er sich.
"Aber langsam wird das anstrengend, übernimmst du?"
Er trat zur Seite um seinem großen Freund Platz zu machen, der die Matratze mit Sicherheit schneller aufgepumpt bekommen würde als er selbst.
Und er hatte sich nicht geirrt, es dauerte nur ein paar Minuten, dann war ihre Luxusmatte fertig.
Richtig stramm war sie nicht, aber das hatte bestimmt auch einen Grund.
Wahrscheinlich explodierte sie sonst, wenn man sich drauffallen ließ.
Fragen würde er das jetzt aber nicht, er hatte sich eh schon als Camping-Niete geoutet, und dabei waren sie noch nicht lange hier.

Jon übernahm das Treten und schnell war die Matratze fertig aufgepumpt.
Er ließ absichtlich nicht zu viel Luft rein, die Matratze würde unter seinem Gewicht genug leiden.
"Willst du mal probeliegen?", fragte der große Warbler und schob seinen Freund zu der Matratze, damit der sich auf die eine Seite legte.
"Lektion Nummer 3", sagte er und ließ sich dann auf die andere Seite fallen, sodass es Luke in die Luft warf und er von der Matratze purzelte. "Nein, dazu fällt mir nichts ein, das fand ich nur witzig."
Glucksend stand er wieder auf und half dem kleinen Warbler hoch.
Dann sah er zu Kurt, der eben noch mit seiner Luftmatratze zugange gewesen war.
"Hey, Kurt!", rief er. "Du kannst die Pumpe haben, wenn du willst. Wir sind fertig."

"Lektion Nummer 3: Traue niemandem", grummelte Luke, lachte aber im nächsten Moment schon wieder auf.
"Das hat Spaß gemacht, das war ein bisschen wie fliegen!"
Er war fast ein bisschen enttäuscht als Jon ihn wieder hochzog, aber andererseits wollte er auch sehen wie die Matte in ihrem Zelt aussah.
Sie würden es bestimmt gemütlicher haben als alle anderen zusammen, von daher musste der Urlaub doch eigentlich gut werden, nicht wahr?
Okay, vor der Klettertour hatte er ein bisschen Angst. Da konnte man bestimmt überall runterfallen.
Und auch die Wanderung... hoffentlich war die nicht zu lang.
Luke griff nach einer Ecke der Matte und warf seinem Freund einen auffordernden Blick zu, damit der auch mit anpackte.
Dass er dieses Monster alleine nicht schleppen konnte, war keine Frage.

"Ja ja, ich springe ja schon", sagte Jon, als er Lukes Blick sah. "Zu Ihren Diensten, junger Herr."
Mit dem Titel zog er seinen Freund gerne mal auf, so wurde er nämlich von den Angestellten bei ihm Zuhause angesprochen.
Luke hatte sich wirklich schon ganz schön daran gewöhnt, bedient zu werden, auch von Jon.
Aber das war okay, denn bis jetzt hatte es Jon noch nicht einmal genervt.
Dafür sah Luke viel zu vergnügt aus.
Jon schob die Matratze in das Zelt und dann seinen Freund gleich darauf, bevor er über ihn kletterte und ihm einen ausführlichen Kuss gab.
Mit seiner Hand strich er sanft durch die blonden Haare und ließ sich dann vorsichtig neben Luke auf die Matratze sinken.
Auf ihn drauf war er nur einmal geplumpst, das würde ihm nicht nochmal passieren.

Luke verdrehte die Augen, als Jon ihn 'junger Herr' nannte.
Er kommandierte ihn doch gar nicht herum, die Matratze war nur einfach fünf Mal so groß wie er selbst.
Als sie im Zelt waren und Jon ihm direkt einen langen Kuss gab, war aber jeder Anflug von Unmut schon wieder verflogen.
"So lässt sich das aushalten", seufzte er zufrieden und rutschte etwas näher an Jon, als der sich neben ihn legte.
Das ging auf so einer großen Matte doch auch viel besser, als wenn man zwei kleine nebeneinander liegen hatte. Die würden nur auseinander rutschen, so dass einer von ihnen früher oder später auf dem Boden landen würde.
Luke unterdrückte ein Gähnen, irgendwie war es doch ein bisschen anstrengend gewesen, auch wenn Jon ja nachweislich den Mammutteil der Arbeit gemacht hatte.
"Von mir aus könnten wir hier einfach liegen bleiben, bis Kurt das Essen fertig hat", wisperte er lächelnd. "Oder wollen wir gucken ob er Hilfe braucht?"

"Hmm", machte Jon leise, während er mit seiner Hand über Lukes blasse Wange streichelte. "Die Entscheidung ist schwer. Ich würd gerne helfen, aber auf der anderen Seite... da sind so viele Kerle draußen. Und du bist hier und guckst mich gerade so an, als könntest du noch einen Kuss gebrauchen."
Der große Warbler beugte sich vor und legte seine Lippen wieder auf die seines Freundes.
Von wegen schwere Entscheidung.
Die Matratze war so gemütlich, da verging einem sowieso jede Lust, wieder aufzustehen.
Und wenn man dann sogar noch so einen hübschen, süßen Jungen neben sich liegen hatte...
Kurts lauter Ruf unterbrach ihren Kuss und Jon seufzte.
"Na los, ich geh mal helfen, dann gibt's schneller Essen. Du kannst ja Kurt beim Schnippeln helfen, dann geh ich Feuerholz sammeln."

"Nacht", brummte Jon in die Runde und legte Luke eine Hand in den Rücken, während sie zum Zelt gingen.
Er suchte nach dem Anfang vom Reißverschluss und öffnete den großen, halbrunden Zelteingang, bevor er hinein kletterte.
Seinen Jogginganzug und Lukes nagelneuen Outdoor-Trecking-Pyjama hatte er vorhin schon aus ihren Taschen geholt.
"Für das Geld hätten sie das Zelt echt noch ein Stück geräumiger machen", ächzte Jon, während er sich aus seinen Klamotten schälte und dabei mit den Füßen die ganze Zeit gegen die Plane trat. "Aber reiche Kinder werden nicht so groß. Die werden nur fett."
Er sah seinen Freund schmunzelnd an, der dem ja nun komplett entgegen stand.
Luke hatte gerade seinen Pullover ausgezogen, sodass seine blasse, schmale Brust zu sehen war.
'Fett' war ein Adjektiv, das auf jeden zutreffen könnte, der neben Luke stand.
Der Ältere war einfach unglaublich schmal und zierlich... einfach nur wunderschön.
Jon schluckte etwas, während er seinen Blick über den zarten Körpe seines Freundes wandern ließ.
Luke hatte ja keine Ahnung, wie sexy er war.
Und wenn Jon es ihm sagte, wurde er immer superverlegen und errötete von der Fußsohle bis hinter die Ohren, was ihn nur noch hübscher und niedlicher machte.
Jon legte sich auf der Matratze lang und zog seinen Schlafsack ganz auf, sodass er als Decke fungierte.

"Demnach müsste Amerika überdurchschnittlich viele reiche Leute haben", kicherte Luke und schlüpfte in seinen Pyjama, der hoffentlich wirklich so warm hielt, wie es der Packungsaufdruck versprochen hatte.
Der Beschreibung nach konnte das Ding nämlich alles... wahrscheinlich sogar Brote schmieren und und Mücken kaputt hauen, so genau hatte er es sich dann doch nicht durchgelesen.
"Reiche Kinder haben übrigens gar keine Chance fett zu werden", gab er dann noch zu bedenken. "Bei den Portionen, die man in den Luxusrestaurants immer bekommt. Manchmal weiß man da gar nicht, wofür die überhaupt einen Teller schmutzig machen."
Er setzte probehalber kurz die Kapuze von seinem Schlafanzugoberteil auf, entschied sich aber wieder dagegen.
Erstens sah es wahrscheinlich ziemlich bescheuert aus, und zweitens zelteten sie ja nicht in Sibirien.
Da hätte er es wahrscheinlich sogar wirklich vorgezogen an der Dalton zu bleiben statt mitzufahren.
Er streckte sich noch einmal - manchmal hatte es wirklich Vorteile klein zu sein, er musste hier nämlich nicht den Kopf einziehen - und legte sich ebenfalls auf die Matratze.
"Herrlich", seufzte er. "Darf ich mit zu dir unter die De~... ähm, den Schlafsack?"
Noch während er die Frage stellte krabbelte er schon neben Jon und kuschelte sich an.

"Ich bitte darum", murmelte Jon schmunzelnd und hob etwas den Schlafsack an, damit Luke mit drunter rutschen konnte. "Wie soll ich denn alleine schlafen? Ich bin schon viel zu verwöhnt davon, immer deinen warmen Körper zum Kuscheln zu haben."
Er zog seine Arme fest um den schmalen Körper seines Freundes und gab ihm einen ausführlichen Kuss, bevor er seinen Kopf wieder auf sein Kissen sinken ließ.
"Machst du dir Sorgen wegen der Klettertour morgen?", fragte er leise, während er ein paar blonde Strähnen aus Lukes Stirn strich und ihn nachdenklich ansah. "Das wird ganz schön anstrengend, das weißt du, oder?"
Eigentlich konnte sich Jon nicht vorstellen, wie Luke eine Wand hoch kletterte.
Er hatte zwar nicht viel zu hieven, aber Muskeln suchte man bei ihm auch vergeblich.

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