Tyler kam in den Raum und es sah wie immer leicht chaotisch hier aus. Eigentlich hatte er selbst auch schon keine Lust mehr auf das Zimmer, wobei Ruben ja mehr mit Abwesenheit geglänzt hatte, als mit Anwesenheit. Von daher würde es ihn nicht weiter stören, wenn er bald allein in dem Zimmer sein würde. Er legte sich auf sein Bett und starrte eine ganze Weile an die Decke, bis er irgendwann einschlief. Der Kaffee hatte nicht wirklich zum munter werden gewirkt, oder es lag einfach nur an der unbequemen Nacht im Auto, die mit einem unruhigen Schlaf geprägt war.

Tyler lag noch immer auf dem Bett, schlafend. Er träumte nicht, zumindest nicht bewusst, sodass er sich später daran hätte erinnern können. Das lag vielleicht daran, dass er ziemlich fertig von der letzten Nacht noch gewesen war. Aber trotz des ruhigen Schlafes, wurde er dennoch schnell wach, als er ein lautes Geräusch vernahm. Er schreckte leicht auf und sah wie Ruben seine Sachen zusammen zu packen schien. "Kannst du nicht leiser von hier verschwinden?" murrte er ihn an. Er mochte es nicht, aus dem Schlaf gerissen zu werden, und schon gar nicht von Ruben oder Sebastian. Tyler setzte sich etwas auf und beobachtete ihn weiterhin, leicht skeptisch. "Sag bloß, du hast schon ein neues Zimmer gefunden... warte? Sag nicht, Sebastian gibt sein Einzelzimmer auf!" Klar die zwei waren zusammen, aber das Sebastian das machen würde, wo er doch immer damit geprahlt hatte vor anderen... war schon leicht erstaunlich für Tyler. "Hm okay dann geb ich eurer Beziehung auch nicht mehr lange...!" sagte er grinsend.

Summer war gerade auf dem Rückweg nach New York und hoffte, dass die Aufregung um ihren letzten Skandal, der sogar in der Times stand, verflogen war. Nachdem ihr das Ganze zu viel geworden war, hatte sie beschlossen durch Amerika zu reisen, um etwas Abstand von dem Stress und den ganzen Intrigen der Upper East Side zu bekommen. Doch am Flughafen fiel ihr das Datum auf und sie bemerkte, dass am nächsten Tag ihr bester Freund Geburtstag hatte. Eigentlich eher ihr Schwarm, aber von dem, was sie zuletzt von ihm gehört hatte, ließ sie schließen, dass er sich entschieden hatte, sein Leben mit jemand anderem zu teilen. Für immer…
Summer ließ sich von einem Taxi vor dem Gebäude absetzten, in dem Tyler wohnen sollte. Sie sah sich erst einmal um und wusste nicht so wirklich wo sie hin sollte. Natürlich könnte sie Tyler fragen, wo er war, aber das würde ja den Überraschungseffekt verderben. Sie betrat das Gebäude, das dem Parkplatz am nächsten war und irrte ein wenig durch die Gänge. Sie hatte das Gefühl, überall schon zweimal gewesen zu sein und es dauerte eine Ewigkeit, bis sie ein Schild mit Tylers Namen sah und schon fast erleichtert aufschrie.
Doch das ging ja nicht, weil sie ihn überraschen wollte. Also holte sie vorsichtshalber noch einmal ihr Spiegel raus und checkte ihr Aussehen. Perfekt! Dann klopfte sie und trat einen Schritt zurück.

Nachdem Ruben ausgezogen war, war er nun vorerst allein in diesem Zimmer. Es störte ihn auch absolut nicht. So hatte er endlich mal seine Ruhe und konnte mehr oder weniger tun und lassen was er wollte. Wobei das vorher eigentlich auch schon so war, schließlich war Ruben eh die meiste Zeit in Sebastians Zimmer gewesen. Also geändert hatte sich nur, dass die ganzen Klamotten von Ruben weg waren. Oder zumindest der größte Teil davon schon.
Es war einer dieser normalen Tage, ohne etwas von Quinn gehört oder gesehen zu haben. Sie wurden schon beinahe zu normal. Er hatte sich sehr früh ins Bett gelegt, weil er aus irgendeinem Grund recht müde war. Auch wenn er sich fragte, wieso, denn eigentlich war nichts anstrengendes die letzten Tage gewesen.
Am nächsten morgen, wurde er plötzlich von einem Klopfen geweckt. Völlig verschlafen sah er sich um, und auf seinen Wecker. 6 Uhr morgens? "Wer zum Henker?" sagte er mehr zu sich selbst. Wer bitte konnte so früh an der Tür klopfen... etwas genervt und noch vollkommen verschlafen ging er zur Tür und öffnete sie mit einem schnellen Griff. Er wollte gerade seinem vermeintlichen Gegenüber anschnauzen oder anbrüllen, was ihm einfiel so früh vor seiner Türe zu stehen und ihn zu wecken. Doch soweit kam es nicht, denn als er die Tür aufgemacht hatte, sah er plötzlich in die Augen eines Mädchens, dass er noch zu gut kannte. "LaRose?" mehr brachte er nicht hervor, denn irgendwie hatte er mit einem Jungen von der Dalton gerechnet, und nicht mit seiner besten Freundin aus New York City.

Zwar war ihr klar, dass es ziemlich früh war, aber sie hatte nicht wirklich Lust noch irgendwo untätig rumzusitzen. Es war schließlich sein Geburtstag.
Als dann jemand ziemlich unsanft die Tür aufriss, war sie für den Moment froh, nicht so nah an der Tür zu stehen. Tyler sah ziemlich verschlafen aus. Aber das kannte sie ja schon. Und überrascht.
Als er dann ihren Nachnamen aussprach, antwortete sie mit seinem Nachnamen, den sie grinsend in die Länge zog. Einen kurzen Augenblick später umarmte sie ihn glücklich. “Alles Gute zum Geburtstag, Süßer!“ sagte sie fröhlich und sah dann an ihm vorbei in sein Zimmer, dass nicht gerade seinen besten Tag hatte. "Also, was ist für heute geplant?" fragte sie ihn.

Er war wirklich überrascht sie hier an der Dalton vor seiner Zimmertür zu sehen. Und noch verwirrter war er, als sie ihm plötzlich zum Geburtstag gratulierte. "Geburtstag?" Während sie ihn umarmte, überlegte er, welcher Tag heute war. Langsam dämmerte es ihm. "Verdammt... ist heute der 27.3.?" fragte er sie und er konnte kaum fassen, dass er den Tag irgendwie total vergessen hatte. In New York wurden alle Geburtstage groß gefeiert, doch zum feiern war ihm derzeit nicht mehr zu Mute. "Komm erstmal rein!" sagte er, als sie fragte was heute geplant war. Eigentlich war Schule geplant. "Ganz ehrlich, ich hab total verpeilt, dass ich heute Geburtstag habe... aber wenn du schon mal hier bist, du kannst mir helfen mein Zimmer aufzuräumen." scherzte er und grinste dabei. Er stand noch immer nur in Boxershorts vor ihr, doch das kannte sie ja schon von früher. Daher sollte es auch kein Problem sein, wenn er sich nicht sofort was überzog. Am liebsten hätte er noch ein paar Stunden weitergepennt. Oder einfach die Schule heute geschwänzt.

Als er sie dann ziemlich verwirrt ansah und nicht so ganz wusste was los war, sah sie ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Er war doch nicht krank oder so?! Er vergaß NIE seinen Geburtstag. Es war eines der größten Geburtstagspartys nach Chucks.
Sie betrat sein Zimmer und sah sich erst mal um. Aufräumen war wirklich keine schlechte Idee, aber deswegen war sie nicht hier. “Wir haben besseres zu tun als Aufräumen… Heute wird gefeiert!“ Sie sah sich aber das Zimmer auch nur so genau an, weil sie nicht auf Tylers nackten Oberkörper starren wollte. Sie hatte gehofft, dass die Gefühle mit der Zeit verschwinden würden, gerade wo sie sich so lange nicht gesehen hatten, aber jetzt waren sie wieder da. Verdammt… Egal, einfach nichts anmerken lassen.
Sie merkte, dass er nicht wirklich in Feierlaune war. “Alles ok bei dir?“ fragte sie ohne ihn anzusehen und ging zu seinem Kleiderschrank. Dort nahm sie ein T-Shirt raus, was sie ihm zuwarf. Natürlich nicht ohne noch einmal einen unauffälligen Blick auf ihn zu werfen. Unauffällig... Darin war sie inzwischen Profi.

"Du vergisst, dass ich Schule habe.. wobei mir einfällt... wieso bist du nicht in New York? Die Ferienzeit ist schließlich vorbei." Er sah sie nun auch verwundert an, denn eigentlich war sie nicht so der Typ der schwänzen würde. Früher war er immer derjenige, der sie zum Schwänzen gezwungen hatte. Von Schule hatte er noch nie viel gehalten. Er bemerkte wie sie sich dennoch den Raum ansah und nachdem sie ihm ein Shirt aus dem Schrank zugeworfen hatte, seufzte er leicht und zog es sich über. Er sah sie verwundert an, als sie ihn fragte ob denn alles okay war. "Klar, warum sollte nicht alles okay sein?" Eigentlich war gar nichts okay, aber er wollte nicht länger mit mieser Laune leben. Und er hatte auch seine Probleme ganz gut bisher verdrängen und ignorieren können. Dennoch sie war seine beste Freundin, und eigentlich hatte er ihr nie etwas verheimlicht. Erneut seufzte er. "Okay du hast recht... eigentlich ist gar nichts so wirklich okay gerade. Ich bin so ziemlich der mieseste Verlobte, den man sich vorstellen kann. Nehme ich an. Noch dazu verderb ich sogar meine eigene Verlobungsfeier." Kurz schloß er seine Augen und streckte sich kurz danach und versuchte wieder selbstsicher zu sein. "Du hast recht, wir sollten einfach feiern gehen. Scheiß auf Schule oder so. Braucht eh keiner... und einen Tag nicht da sein, ist auch kein Weltuntergang. So schnell werde ich eh nicht herausgeschmissen..." meinte er noch und grinste.

Auf seine Frage, warum sie nicht in New York sei, wusste sie erst mal nicht was sie sagen sollte. “Ich… Hab Abstand gebraucht.“ Das war zwar ziemlich grob geantwortet, aber er musste ja nicht wissen, was genau der Grund war. Und gelogen war es auch nicht.
Als er dann sein T-Shirt anhatte und sie ihn endlich normal ansehen konnte, ging sie wieder zu ihm. Als er dann aber meinte, dass alles okay war, sah sie ihm nicht sehr überzeugt in die Augen. Schließlich seufzte er und rückte mit der Wahrheit raus. Okay, das war nicht das, womit sie gerechnet hätte. Sie sah ihn kurz sprachlos an, bevor er schon versucht selbstsicher weiterredete. Dann nickte sie. “Genau… Einfach feiern! Wir können ja deine Freunde noch alle einladen. Das wird super!“ versuchte sie die Stimmung aufzuheitern, während sie ein paar Teller einsammelte.

"Abstand? Kommt mir bekannt vor..." meinte er kurz angebunden. Er wusste, dass wenn sie so kurz darauf antwortete, nicht wirklich darüber reden wollte. Aber er würde es früher oder später sowieso erfahren. Da war er sich sicher. Und er war auch ganz froh darüber, dass sie nicht weiter darauf einging, was er ihr gesagt hatte. Denn er hatte keine Lust über Quinn zu reden. Nicht wenn ausgerechnet seine Beste hier war, um seinen Birthday zu feiern. "Freunde? Hm... ich denke auf eine große Feier mit Freunden habe ich keine Lust, mal abgesehen davon, dass mich derzeit eh kaum einer sehen will.. und ich nicht mal sicher bin, das ich einen einzigen Freund hier in Ohio habe. Bis auf dich jetzt." sagte er und sah sie anschließend lächelnd an. "Ich kann noch immer nicht glauben, dass du jetzt hier vor mir stehst!" Er grinste. "Also LaRose, dann würde ich sagen, ich werde mich mal ausgehfertig machen, und dann machen wir Westerville unsicher. Oder wo auch immer du hinwillst." In Westerville konnte man schon ganz gut feiern, wobei es um die Zeit wohl eher noch nicht der Fall war. Aber man konnte sich ja auch bis zum abend mit anderen Dingen beschäftigen. Kaffee trinken, shoppen, Schwimmbad, da gab es einiges.

Als er meinte, dass es ihm bekannt vorkam, musste sie wieder daran denken, wie sie einmal einfach so verschwunden war… Und das jetzt eigentlich genau dasselbe war. Aber daran wollte sie jetzt nicht denken.
Und sie war ihm dankbar, dass er nicht weiter nachhakte. Stattdessen stellte sie die Teller alle ordentlich auf den Schreibtisch damit er sie beim nächsten Mal, wenn er in die Küche ging, mitnehmen konnte.
Als er dann jedoch meinte, dass er keine Freunde hier hatte, sah sie vom Schreibtisch zu ihm. Er und keine Freunde? Er war doch einer der Menschen die man einfach lieben musste. Oder wenigstens mögen. Was sie definitiv zu viel tat. Sie sah schnell wieder zum Schreibtisch, wo sie ein Bild von ihm und Quinn entdeckte. Jedenfalls ging sie davon aus das es Quinn war. Und sie war wirklich hübsch.
“Dann feiern wir eben ohne irgendwelche anderen Leute von hier. Dann kannst du wenigstens wieder so richtig abfeiern wie in New York.“ meinte sie dann. Und da er hier anscheinend die größere Arschkarte gezogen hatte, konnte er auch aussuchen was sie machen würden. “Ok. Es ist jetzt viertel 7. Was willst du machen? Ich bin für alles zu haben.“ fragte sie und machte es sich auf dem Bett bequem. Sie hatte gerade einen viereinhalbstunden-Flug und eine ziemlich holprige Taxifahrt hinter sich, da war das ja wohl erlaubt.

"Abfeiern wie in NY? Das klingt nicht mal so schlecht... da muss ich wenigstens nicht an irgendwas anderes denken dabei...!" Er erinnerte sich noch sehr gut daran, wie sie beide zusammen in NY gefeiert hatten. Das waren immer gute Momente gewesen. Als sie ihn fragte, was er jetzt machen würde, sah er sie etwas überlegend an. Denn um die Uhrzeit war wirklich noch nicht viel los gewesen. "Hm naja das hier ist Ohio... um die Zeit kannst du maximal einen Kaffee trinken gehen. Aber ich habe ein Auto wie du weißt, da können wir auch einfach mal woanders hinfahren. Lust auf einen Roadtrip?" fragte er sie und sah sie etwas fragend und neugierig an. Als sie sich dann aber auf ihrem Bett bequem machte, bemerkte er wieder wie unheimlich attraktiv sie eigentlich war. Und er erinnerte sich an die viermal, die sie schon miteinander geschlafen hatten. Er versuchte sich von den Gedanken zu befreien, denn er war noch immer verlobt, auch wenn er sich nicht sicher war, wie sehr diese Tatsache wirklich noch stimmte.

Zwar endeten bei ihr manchmal die Partys mit einem Skandal in den Zeitungen, aber hier in Ohio kannte sie ja niemand außer Tyler. Und Tyler hatte sie schon in allen möglichen Zuständen gesehen, was vielleicht auch der Grund war, dass er in ihr nur eine Freundin sah.
Sie hatte es sich gerade auf dem Sofa bequem gemacht, als er einen Roadtrip vorschlug. Am liebsten würde sie noch eine Runde auf dem Bett liegen bleiben, am besten sogar noch mit Tyler… Was dachte sie da? Der Kerl war verlobt. Und selbst wenn sie schon ein paar Mal miteinander geschlafen hatten, änderte das nichts daran, dass er nicht interessiert war. Sie musste es so langsam mal akzeptieren. Aber wie sollte das gehen, wenn sie die ganze Zeit das Gefühl hatte, niemanden anderen als ihn zu wollen. Nicht sehr hilfreich!
Sie fuhr sich noch einmal durch die Haare, bevor sie aufstand -natürlich mit ihrem hinreißendem, optimistischen Lächeln- und ging zu ihm. “Auf geht’s!“ sagte sie und ging mit ihm nach draußen.

---> Parkplatz

Sie sah ihm sprachlos hinterher, drehte sich aber nach einer Weile um und ging brav ins Zimmer. Sie schloss vorsichtig die Tür, um nicht zu auffällig zu werden und stellte die beiden Flaschen auf den Schreibtisch. Dann sah sie sich noch einmal schnell im Raum um, aber wie erwartet war hier kein Flaschenöffner zu sehen. Wie konnte Tyler nur freiwillig hier wohnen? Hier war doch alles verboten..
Doch dann fiel ihr ein, dass er ja jetzt rauchte -was natürlich auch verboten war- und man das Feuerzeug ja zum Flaschen öffnen nehmen konnte. Okay, abgehakt.
Sie setzte sich aufrecht auf das Bett und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, während sie auf Tyler wartete. Sie dachte die ganze Zeit was jetzt alles passieren konnte. Sie hatte Bier, ein Zimmer, niemanden der sie nerven konnte, weil anscheinend sowieso niemand etwas mit ihm zu tun haben wollte... Es war die perfekte Gelegenheit um das, was sie damals schon in NY getan hatten, zu wiederholen.
Plötzlich ging die Tür auf und man konnte von draußen einen Mann brüllen hören. Kurz darauf war Tyler im Zimmer und fragte, was sie tun sollten. Sie zeigte auf die Bierflaschen und den Platz neben sich auf dem Bett, während sie leicht grinste. Einen Moment kam ihr seine Verlobte -oder was auch immer sie genau war- in den Sinn, aber sie verdrängte es schnell wieder. Wenn es nicht lief konnte sie ja nichts dafür. Und außerdem kannte sie sie nichtmal...